Vor dreissig Jahren, am Morgen des 5. Oktober 1994, brannte in Cheiry, einem kleinen Weiler in der Freiburger Broye, ein Bauernhaus. Die Feuerwehrleute und Polizisten, die vor Ort eintrafen, machten eine grausige Entdeckung.
Im Keller fanden sie 23 Leichen mit grauen Plastiksäcken über den Köpfen und in weisse und goldene Gewänder gehüllt. Sie lagen kreisförmig angeordnet, was die Sonne symbolisieren sollte.
Drei Stunden später berichteten Feuerwehrleute aus dem Wallis, dass sie in abgebrannten Chalets in Granges-sur-Salvan weitere 25 Leichen entdeckt hatten, unter ihnen jene von fünf Kindern.
Die Verstorbenen waren Angehörige einer Sekte, die sich selbst als «Ordre du Temple solaire» (Sonnentempler) bezeichnet. Dabei handelt es sich um eine fanatische, weltablehnende internationale Geheimgesellschaft. Unter den Toten in Salvan befand sich auch der Franzose Jo Di Mambo. Zusammen mit Luc Jouret hatte er die Sekte gegründet.
Die meisten Opfer waren zuerst betäubt und dann entweder erschossen oder erstickt wurden. Einige begingen Selbstmord.
In einem Testament hiess es: «Wir verlassen diese Erde ohne Bedauern. Wir, treue Diener des Rosenkreuzes, erklären: So wie wir eines Tages verschwunden sind, werden wir wiederkehren […], denn das Rosenkreuz ist unsterblich […]. Gleich ihm sind wir von jeher und auf immer.»