Das Thema der Migration überfordert die Regierungen und Gesellschaften des Westens. Sie wollen ihre Werte hochhalten, aber die schiere Masse der Migranten unterhöhlt die Humanität. Die Einreisestelle für Migranten auf Ellis Island war eine Hürde, aber gemessen an heutigen Verhältnissen war sie sowohl für Amerika wie auch für die Migranten eine gute Einrichtung.
Das Bild stammt von 1924. Heute gäbe man viel dafür, wenn sich die Migration in solche geordneten Bahnen lenken liesse. Ohne die Migranten namentlich aus Europa wäre Amerika nicht zu dem geworden, was es heute ist. Und umgekehrt hat die neu entstehende Gesellschaft eine starke Ausstrahlung auf die Kultur Europas gehabt. Und nicht zu vergessen: Ohne Amerikas Eingreifen in den Ersten und den Zweiten Weltkrieg sähe Europa heute völlig anders aus.
Taugt Ellis Island heute noch als Folie für den Umgang mit der Migration? Auch Amerika scheitert seit Jahren an den hohen Zahlen, baut Mauern und führt sich an den Grenzen martialisch und inhuman auf. Europa verlagert das Problem an seine Aussengrenzen und bezahlt autoritär regierte Staaten für inhumane Praktiken, damit Migranten gar nicht erst in Sichtweite kommen. Manches war vor 100 Jahren vielleicht nicht besser, aber besser zu handhaben.
(Journal 21)