Die in diesen Tagen erschienenen Memoiren von Angela Merkel mit einem Umfang von 700 Seiten haben ein nicht übertrieben grosses, aber doch beachtliches Presseecho gefunden. Neben Vorabdrucken und Besprechungen gab es auch eine Reihe von Interviews.
Ihre Regierungszeit wird nachträglich von vielen Kommentatoren und Politikern als eine Ära des Stillstands gewertet, während Merkel zu ihrer Zeit als Garantin der Stabilität innerhalb Deutschlands und Europas über die Massen gelobt wurde. So rechnete man ihr hoch an, dass sie gerade in Zeiten der Eurokrise im Zeichen der drohenden Zahlungsunfähigkeit Griechenlands es schaffte, die EU zusammenzuhalten.
Ihre Beziehungen zu Russland, insbesondere die Abhängigkeit vom russischen Gas, werden heute anders als damals bewertet, was unter den neuen politischen Konstellationen nicht verwundert. Und ihre Grenzöffnung im Jahr 2015 war damals schon umstritten und wird jetzt in ganz Europa einhellig abgelehnt.
Weitere Kritikpunkte sind insbesondere ihre Haltung zum gewünschten Nato-Beitritt der Ukraine, den sie zusammen mit Frankreich und Grossbritannien gegen den Willen der Amerikaner im Jahr 2008 in Bukarest ablehnte. In ihren Memoiren schildert sie die damalige Situation und rechtfertigt ihre Entscheidung.
Das Bild stammt vom 20. Juli 2011. Nicolas Sarkozy trifft vor dem Bundeskanzleramt in Berlin ein, um mit Merkel den bevorstehenden EU-Gipfel vorzubereiten. Damals hiess es immer wieder, dass die beiden einen besonders guten Draht zueinander gefunden hätten.
(Journal 21)