Als man noch an der Tür des Weissen Hauses anklopfen konnte. Es geschah an einem Morgen im Dezember vor 54 Jahren. Ein Mann in violettem Anzug und mit hohem Kragen und Aviator-Sonnenbrille meldete sich unangemeldet am Nordwesttor des Weissen Hauses in Washington und verlangte ein Treffen mit Richard Nixon. Er wolle dem Präsidenten eine Pistole schenken. Der junge Mann war nicht irgendwer.
Elvis Presley hatte dem Wachmann ein handgeschriebenes Schreiben ausgehändigt, verfasst auf einem Briefbogen der «United Airlines». Darin erklärte er, er wolle dem Präsidenten eine 45-Millimeter-Pistole aus dem Zweiten Weltkrieg schenken. Zudem möchte er von Nixon als eine Art Drogen-Sheriff eingesetzt werden. Dazu bat er den Präsidenten um ein Abzeichen und ein Empfehlungsschreiben des «Bureau of Narcotics and Dangerous Drugs».
Nixons Berater Egil Krogh, ein Elvis-Fan, studierte das Schreiben und gelangte zur Überzeugung, dass es der King of Rock’n’Roll ernst meinte, und dass er im Kampf gegen den Drogenkonsum für junge Menschen ein Vorbild sein könnte. Was Krogh nicht wusste: Elvis war zu jener Zeit bereits schwer drogensüchtig.
Nachdem die Sicherheitsbeamten des Weissen Hauses die Pistole genau untersucht (und konfisziert) hatten, wurde Elvis am Nachmittag eingelassen. Nixon, der als spröde galt, hoffte offenbar, mit der Begegnung bei jungen Leuten zu punkten.
Über die wahre Absicht des Presley-Besuchs im Weissen Haus wird noch immer spekuliert. Priscilla Presley, die Frau von Elvis, deutet in ihren Memoiren an, dass ihr Mann zu jener Zeit bereits den Boden unter den Füssen verloren hatte. Er sei offenbar der Ansicht gewesen, mit einem Empfehlungsschreiben des US-Präsidenten könne er unbehelligt in jedem Land der Erde Drogen und Waffen mit sich führen.
Der Brief von Elvis, den er dem Wachmann übergeben hatte, liegt heute im amerikanischen National-Archiv.
Das Treffen vom Dezember 1970 wurde 2016 zur Vorlage für das Filmdrama «Elvis & Nixon». Regie führte Liza Johnson. Elvis wurde von Michael Shannon gespielt, Nixon von Kevin Spacey.