Vor zwanzig Jahren wurde in Toulouse ein Flugzeug vorgestellt, das dem «Jumbo-Jet» Paroli bieten sollte. 36 Jahre hatte Boeing mit seiner 747 den Markt der Grossraumflugzeuge dominiert. Jetzt wollte der Flugzeugbauer Airbus zeigen, dass er in ästhetischer und technischer Hinsicht den Amerikanern überlegen ist.
Die meisten Flugzeugexperten und Passagiere sind sich einig, dass der A380 diesen Anspruch eingelöst hat. Das Flugzeug bietet einen neuartigen Komfort, zumindest wenn die Bestuhlung nicht auf das theoretische Maximum der 800 Plätze ausgerichtet wird.
Doch dem A380 war und ist bei weitem nicht der Erfolg beschieden, den die Manager von Airbus einkalkuliert hatten und den das Flugzeug auch verdient hätte. Die Probleme gingen schon damit los, dass die Schätzungen des Bedarfs an Grossraumflugzeugen viel zu optimistisch waren. Die Folge war, dass Airbus es nur schaffte, bis 2018 die Hälfte der angestrebten Verkäufe zu realisieren. Wenn die Fluggesellschaft Emirates im Jahr 2018 nicht 20 Maschinen fest bestellt und sich zusätzlich 16 Optionen gesichert hätte, wäre die Produktion schon in diesem Jahr eingestellt worden. Aber Emirates zog kurz darauf einen Teil der Bestellungen zurück, so dass Airbus am 13. Februar 2019 die mittelfristige Einstellung der Produktion des A380 bekannt gab.
Dazu kamen Produktionsprobleme, die entsprechende Stornierungen von Bestellungen zur Folge hatten, so dass die bis dahin angestrebte Rentabilitätsschwelle immer weiter nach oben verschoben werden musste. Und als sich die Lage einigermassen stabilisiert hatte, kam Corona. In der Folge legten Fluggesellschaften wie die Lufthansa ihre A380-Flugzeuge still, und allgemein wurde erwartet, dass sich die meisten von ihnen nie wieder in die Lüfte erheben würden.
Denn mittlerweile waren neue Flugzeugtypen entwickelt worden, die statt der vier Triebwerke des Airbus A380 nur zwei benötigen und entsprechend rentabler und umweltfreundlicher sind. Auch Airbus spielt mit dem A320 in diesem Segment mit. Die Zeit des A380 schien nach nicht einmal 20 Jahren endgültig vorbei zu sein.
Wider Erwarten aber wurden nach dem Ende von Corona einige der zahlreichen eingemotteten Maschinen reaktiviert, wobei Emirates voranging. Auch die Lufthansa holte einige Maschinen vom Abstellplatz am Flughafen Teruel in Spanien zurück und setzt sie wieder ein. Anders sind die rapide steigenden Passagierzahlen auf einigen Routen nicht mehr zu bewältigen.
Manche Dinosaurier sind flugtüchtiger als gedacht. Bis heute halten sich Gerüchte, dass Airbus die Produktion wieder aufnehmen könnte.
(Journal 21)