Ein 14’000 Quadratmeter grosser Platz zu seinen Ehren. Er war Architekt, Designer, Maler, Hochschullehrer und Nationalrat. Und: Er wurde vom schweizerischen Staatsschutz ein halbes Jahrhundert langt observiert. Vor 30 Jahren starb er.
Der 1908 geborene Max Bill, Vertreter der Zürcher Schule der Konkreten, studierte 1927 bis 1928 am Bauhaus in Dessau, wo er unter anderem von Wassily Kandinsky, Paul Klee, László Moholy-Nagy und Oskar Schlemmer unterrichtet wurde. 1936 präsentierte er in einem Ausstellungskatalog des Kunsthauses Zürich seine Vorstellung von «Konkreter Kunst». Damit wurde er zu einem wichtigen Vertreter der Zürcher Schule der Konkreten. Dabei handelt es sich um eine von der Zürcher Kunstgewerbeschule initiierten Kunstströmung. 1938 wurde er Mitglied des Congrès International d’Architecture Moderne. Als Verantwortlicher von «Bilden und Gestalten» war er von 1961 bis 1964 Architekt für die Expo64 in Lausanne. Zusätzlich zu seiner Lehrtätigkeit verfasste er zahlreiche Bücher und hielt Vorträge über Kunst, Architektur und Design.
In seinen jungen Jahren war er ein überzeugter Antifaschist, demonstrierte gegen die atomare Rüstung und gegen den Vietnamkrieg. 1936 versteckte er den in Nazideutschland verfolgten Journalisten Alfred Thomas. Nachdem dies entdeckt worden war, wurde Thomas im Mai 1936 des Landes verwiesen. Was mit ihm geschah, ist nicht klar. Dieser Fall führt dazu, dass Bill vom schweizerischen Staatsschutz observiert wurde, und zwar rund 50 Jahre lang. Bill erhielt eine Busse, da er die Anwesenheit von Thomas nicht gemeldet hatte.
Auch andere politische Flüchtlinge aus Hitler-Deutschland und Mussolini-Italien fanden bei ihm Unterschlupf.
In seinem Haus in Zürich-Höngg starb am 13. Januar 1943 die Schweizer Künstlerin Sophie-Taeuber-Arp. Sie hatte das Neujahrsfest 1942/43 beim Ehepaar Bill verbracht. Sie verschied an einer Kohlenstoffmonoxidvergiftung durch einen falsch gehandhabten Ofen.
Von 1961 bis 1968 war Bill Mitglied des Zürcher Gemeinderates und von 1967 bis 1971 Nationalrat. Portiert worden war der Parteilose vom Landesring der Unabhängigen (LdU).
Am 9. Dezember 1994, vor dreissig Jahren, brach der 86-Jährige auf dem Berliner Flughafen Tegel nach einem Herzanfall zusammen. Er starb auf dem Transport ins Spital.