Nicht immer unterstützten die USA – wie sie es jetzt tun – demokratische Strömungen in Guatemala. Im Gegenteil: 1954 stürzte Washington mit Hilfe des CIA den demokratisch gewählten Präsidenten Jacobo Árbenz Guzmán, dessen Vater aus dem zürcherischen Andelfingen stammt. Die Schweiz spielt anschliessend keine ruhmreiche Rolle.
Árbenz wollte in Guatemala eine Landreform durchsetzen, um den am Rande der Existenz lebenden verarmten Bauern zu helfen. Doch die Grossgrundbesitzer und die amerikanische «United Fruit» (heute «Chiquita») wollten einen Teil ihrer Länder nicht hergeben, obschon die Regierung Entschädigungen zahlen wollte. Schnell wurde Árbenz von einer amerikanischen PR-Agentur diffamiert und als «Kommunist» verschrien. Er plane einen sowjet-kommunistischen Umsturz im Land, hiess es. Es war die Zeit der McCarthy-Ära und der Kommunisten-Hetze in den USA.
Árbenz war von 1945 bis 1951 Verteidigungsminister unter dem ersten gewählten guatemaltekischen Staatspräsidenten Juan José Arévalo, der von 1944 bis 1951 an der Macht war. Er ist der Vater des jetzt aussichtsreichen sozialdemokratischen Präsidentschaftskandidaten Bernardo Arévalo.
Nachdem Arévalo senior 1951 seine Macht abgegeben hatte, folgte ihm Árbenz als zweiter gewählter guatemaltekischer Staatspräsident. Seine Amtszeit war turbulent, da er sich mit den korrupten Machthabern im Land anlegte.
Mit Hilfe des CIA und einer von den USA finanzierten «Befreiungsarmee» wurde Árbenz, der alles andere als ein Kommunist war, am 27. Juni 1954 in einem vom amerikanischen Aussenministerium organisierten Putsch gestürzt. Sein Nachfolger war der Diktator Castillo Armas, der die Landreformpläne rückgängig machte.
Danach verhielt sich die Schweiz wenig ruhmreich. Nach seinem Sturz suchte Árbenz Exil, unter anderem in der Schweiz. Doch die Schweiz wollte ihn nicht; Bern wollte die USA nicht verärgern und fürchtete bei einer Aufnahme Konsequenzen. Zwar durfte der 41-Jährige im Januar 1955 mit seiner Frau, seinen zwei Töchtern und seinem Sohn Zermatt besuchen und erhielt ein auf drei Monate befristetes Visum. Er musste sich verpflichten, keine politischen Kommentare abzugeben. In Zermatt wurde er auf Schritt und Tritt von der Polizei verfolgt.
Aussenminister Max Petitpierre und Justizminister Markus Feldmann drängten schliesslich die Fremdenpolizei, Árbenz keine Niederlassungsbewilligung zu erteilen.
In keinem Land konnte er dauerhaft bleiben. Erst 1970 nahm ihn Mexiko auf, wo er 1971 aus ungeklärten Gründen in einer Badewanne starb.
Bundesrätin Ruth Dreifuss empfing 1996 die Witwe von Árbenz, Maria Cristina Vilanova, und entschuldigte sich damit für die damals harte Haltung der Schweiz, die einige Kommentatoren schon damals als «feige» bezeichneten.
(Journal 21)