Vor 25 Jahren erschütterte ein Skandal die Schweiz, der allerdings nach und nach zu einem Skandälchen zusammenschmolz. Am 14. Januar 1997 berichteten die Medien, dass ein Nachtwächter, der bei der damaligen Schweizerischen Bankgesellschaft SBG arbeitete, während seines Dienstes am 8./9. Januar beobachtet habe, wie Belege von Bankbeziehungen mit jüdischen Holocaust-Opfern nachts zum Schreddern fortgeschafft wurden.
Das schlug wie eine Bombe ein, denn das Thema der sogenannten nachrichtenlosen Vermögen war virulent. Schon länger standen die Schweizer Banken im Verdacht, sich gegenüber Ansprüchen ehemaliger Nazi-Opfer allzu sehr zu zieren. Es soll für diese schwierig bis unmöglich gewesen sein, an ihre Einlagen oder die der ermordeten Eltern oder Geschwister heranzukommen. Prompt wandte sich der amerikanische Anwalt Ed Fagan an Meili, um ihn als Kronzeugen für weitreichende Schadenansprüche seiner jüdischen Klienten zu nutzen. Das geschah durchaus mit Erfolg. Seine Klage über 2,75 Milliarden Dollar Schadenersatz gegenüber der SBG endete in einem Vergleich über 1,25 Milliarden. Mehr war auch deswegen nicht drin, weil die von Meili präsentierten Papiere gar nicht von nachrichtenlosen Vermögen, sondern aus Zeiträumen davor stammten, wie sich nach und nach bei genauerem Hinsehen zeigte.
Meili beantragte in den USA Asyl und erhielt es – als erster Schweizer. Sein weiteres Leben verlief etwas unstet. Trotz beachtlicher Zuwendungen im Zusammenhang mit Fagans Aktivitäten und dem Versuch, neue Qualifikationen zu erwerben, konnte er nicht so recht Fuss fassen, wurde zeitweilig obdachlos und kehrte schliesslich in die Schweiz zurück.
Das Bild stammt vom 16. März 1998. Der Zürcher Lokalsender «Tele Züri» hat den «Skandal» noch einmal aufgewärmt, und Michele Limina hat sich die Mühe gemacht, ein Foto vom Bildschirm anzufertigen. (Foto: Keystone/TeleZueri/Michele Limina)