Charles Aznavour war weit mehr als ein begnadeter Chansonnier, Liedtexter, Komponist und Filmschauspieler. Auch mit seiner Persönlichkeit schlug er über Jahrzehnte die Menschen in den Bann. Er verkörperte etwas, das über die Kunst hinausging. Charles Aznavour wurde vor 100 Jahren, am 22. Mai 1924, im Quartier Latin in Paris geboren.
Der Vater von Charles Aznavour war von Georgien nach Frankreich ausgewandert, und seine Mutter konnte sich mit knapper Not im Jahr 1915 vor dem Völkermord der Türken an den Armeniern retten. Entsprechend prekär waren die materiellen Lebensverhältnisse in Paris. Und erst 1947 wurden sie eingebürgert.
Aber schon 1946 wurde Édith Piaf auf Charles Aznavour aufmerksam und nahm ihn auf ihrer Tournee durch Frankreich und die USA mit. In der Folge feierte er nicht nur als Sänger Erfolge, sondern verfasste im Laufe seines Lebens um die 1000 Chansons und wirkte in über 70 Filmen mit.
Sein Leben als weltweit gefeierter Star liess ihn aber nicht seine Herkunft vergessen. Wieder und wieder setzte er sich für Armenien ein. Aus Anlass des Staatsbesuchs von Jacques Chirac 2006 in der armenischen Hauptstadt Jerewan trat Aznavour vor 50’000 Zuschauern auf und sprach auf Armenisch zu ihnen. Im Jahr 2009 wurde er armenischer Botschafter in der Schweiz und vertrat Armenien zusätzlich an der Genfer Niederlassung der Vereinten Nationen. Im April 2016 nahm er zusammen mit George Clooney in Jerewan an der Gedenkfeier zum 101. Jahrestag des Beginns des Völkermords an den Armeniern teil.
Die Zahl seiner Konzerte innerhalb und ausserhalb Europas ist nicht weniger beeindruckend als die anderen Superlative von Charles Aznavour. Er trat grundsätzlich ohne Teleprompter oder andere Hilfsmittel auf, wobei er seine Chansons in verschiedenen Sprachen vortrug. Sein letztes Konzert fand am 19. September 2018 in Osaka statt. Am 1. Oktober 2018 starb Charles Aznavour im Alter von 94 Jahren an einem Herzstillstand.
Das Bild entstand am 27. Januar 2010 am Sitz der Vereinten Nationen in Genf.
(Journal 21)