Vor 90 Jahren, am 10. Mai 1933, fanden in über 20 Städten Deutschlands Bücherverbrennungen statt. Dies geschah im Rahmen einer Kampagne, die sich «Wider den undeutschen Geist» nannte.
An der Aktion «Wider den undeutschen Geist» war die deutsche Studentenschaft (DSt) massgeblich beteiligt. Zunehmend war sie in den Jahren vorher unter den Einfluss des Nationalsozialismus geraten. Aber es gab auch zahlreiche andere Gruppen und Organisationen, die ihrem Hass auf Schriftsteller, Künstler, Intellektuelle und natürlich die Juden freien Lauf liessen und deren Werke als «entartet» bezeichneten.
Die Bücherverbrennungen vom 10. Mai 1933 Uhr waren generalstabsmässig geplant. Zwischen 20.30 Uhr und 22.00 Uhr eröffneten Kundgebungen der Studentenschaften in den Auditorien der jeweiligen Universitäten die Aktion. Dann gab es nach Einbruch der Dunkelheit Fackelzüge, in denen die eifrigen Studenten die Bücher zu den Orten der Verbrennung brachten. Während die Bücher ins Feuer geworfen wurden, wurden so genannte «Feuersprüche» vom Stapel gelassen. In Berlin sprach zusätzlich Joseph Goebbels, der damit diesem Treiben eine hoch offizielle Note verlieh.
Bücherverbrennungen gab es bereits vor dem 10. Mai 1933, und es sollten noch viele weitere folgen. Schaut man sich die akribisch zusammengestellten Listen in dem betreffenden Artikel Bücherverbrennung 1933 in Deutschland in der Wikipedia an, so ist man auch heute noch entsetzt angesichts des epidemischen Primitivismus, der so ziemlich alle deutschen Städte befiel. Die sogenannte Reichspogromnacht vom 9./10. November 1938 war eine Folge, die niemanden überraschen konnte, der den Hass, der sich bei den Bücherverbrennungen entlud, erlebt und seine Konsequenzen erahnt hat.
Zahlreiche Schriftsteller verstanden, was dieses Aufflammen der Barbarei unmittelbar für sie bedeutete und zogen rasch die Konsequenz der Emigration. Zu ihnen gehörten Thomas Mann, Bertolt Brecht, Stefan Zweig, Lion Feuchtwanger, Joseph Roth, Anna Seghers, Klaus Mann und viele andere.
Das Bild entstand am 10. Mai 1933 am Berliner Opernplatz. Es wirkt wie aus einer fernen Zeit, aber es kann auch vor neuen Formen des Fanatismus warnen.
(J21)