Vor 25 Jahren stülpte er sich im Kantonalgefängnis in Frauenfeld einen Kehrichtsack über den Kopf. Zwischen 1974 und 1995 waren ihm acht teils spektakuläre Ausbrüche aus Gefängnissen und Zuchthäusern gelungen.
Das Gefängnispersonal, die Sicherheitsbehörden und die Polizei foppte er immer wieder. Das trug ihm schon früh mediale Aufmerksamkeit ein. In Teilen der Bevölkerung erlangte er den Ruf eines schelmischen «Ausbrecherkönigs». Da er seine Überfälle offenbar gewaltlos beging, galt er als «Gentleman-Verbrecher». Einige bezeichneten ihn als Robin Hood.
Verurteilt worden war Walter Stürm wegen Einbrüchen, bandenmässigen Raubs, Diebstählen und eines Banküberfalls. Er sass in mehreren Gefängnissen, auch in Italien, Frankreich und auf den Kanaren. Kritisiert wurden die Behörden immer wieder, da sie Stürm in Isolationshaft steckten. Das Bild zeigt ihn auf seiner Zellenpritsche im Untersuchungsgefängnis in Brig, aufgenommen am 27. März 1993.
Ein Teil der links-alternativen Szene und der Zürcher Jugendbewegung bewunderte seinen Kampf gegen die Isolationshaft. Zumindest bei einer Flucht soll er Hilfe aus der Jugendbewegung erhalten haben. 1987 war er in einen 110-tägigen Hungerstreik getreten.
Verteidigt worden war Stürm von der Schweizer Rechtsanwältin Barbara Hug, einer Substitutin in der Kanzlei des späteren Bundesrates Moritz Leuenberger. 1998 wurde er bedingt entlassen. Nach einer misslungenen Geiselnahme zusammen mit dem Bankräuber Hugo Portmann wurde er erneut verhaftet.
Weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt wurde Stürm an Ostern 1981. Nachdem er aus der Strafanstalt Regensdorf ausgebrochen war, fanden die Gefängniswärter einen Zettel in seiner Zelle mit der Aufschrift: «Bin beim Ostereier suchen, Stürm».
Am 13. September 1999 – vor 25 Jahren – nahm sich Stürm im Kantonalgefängnis Frauenfeld das Leben, indem er sich einen Kehrichtsack über den Kopf stülpte.