
Die Wurzeln der Londoner Barings Bank reichen bis ins Jahr 1717 zurück. Damals gründete der Bremer Kaufmann Johann Baring in Exeter eine Handelsgesellschaft. Seine Söhne zogen 1762 nach London, und ihr Unternehmen «John & Francis Baring & Co.» wurde im 19. Jahrhundert neben Rothschild zur führenden Londoner Bank.
Die Bank war weltweit tätig. Unter anderem finanzierte sie 1803 den Kauf von Louisiana durch die USA, investierte in Lateinamerika, wobei ihr argentinische Anleihen hohe Verluste einbrachten, was zu ihrer Neugründung als Aktiengesellschaft führte. Die darauf folgende Verringerung der Auslandskredite führten 1893 zu Wirtschaftskrisen in Südafrika, Australien und in den USA.
Der eigentliche Todesengel wurde aber Nick Leeson. Zwar bestand er bei seinem angestrebten Abschluss einer höheren Schule die Mathematikprüfung nicht, doch fühlte er sich zu einer Bankausbildung berufen. Sein Erfolg gab ihm recht, und über mehrere Stationen bei renommierten Geldhäusern gelangte er schliesslich zur Barings Bank. In diesen Jahren expandierte Barings in hohem Tempo in Ostasien. Aufgrund seiner Erfolge wurde Leeson dorthin geschickt und 1992 zum General Manager der Barings-Securities-Niederlassung in Singapur befördert.
Ab 1993 konnte Leeson der Versuchung nicht widerstehen, unautorisiert zu spekulieren. Zwar führten diese Spekulationen von Anfang an zu immer höheren Verlusten, aber Leeson vertand es, diese so raffiniert zu verstecken, dafür aber märchenhafte Überschüsse auszuweisen, dass er in London zum Star-Trader aufstieg. In der Bank kam niemand auf die Idee, die eigentlich üblichen Kontrollen auch bei Leeson anzuwenden. Als die Blase platze, und die Bank sich mit einem Verlust von 825 Millionen Pfund Sterling konfrontiert sah und Konkurs anmelden musste, versuchte Leeson, sich davonzumachen, wurde aber am 2. März 1995 am Flughafen Frankfurt am Main verhaftet, am 23. November 1995 an Singapur ausgeliefert und zu sechseinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, von denen er vier im berüchtigten Changi-Gefängnis absitzen musste. Nachdem bei ihm Darmkrebs diagnostiziert worden war, kam er vorzeitig frei, wurde Manager im irischen Fussballklub Galway United und schrieb ein Buch über den richtigen Umgang mit Stress. Seinen Krebs konnte er nach eigener Auskunft überwinden.
Sein Buch «The Rogue Trader» wurde verfilmt. Die Barings Bank kam nicht so glimpflich davon. Sie wurde am 6. März 1995 an die niederländische ING Groep für den Betrag von einem britischen Pfund verkauft.
Das Bild entstand am 2. Dezember 1995 in Singapur.
(Journal 21)