Vor 75 Jahren, am 24. August 1949, trat der Nato-Vertrag in Kraft. Die Nato gilt nicht nur als eines der langlebigsten militärischen Bündnisse, sondern sie hat im Laufe ihres Bestehens mehrfach enorme Wandlungen durchgemacht.
Zur Zeit ihrer Gründung stand die Nato ganz im Zeichen des Kalten Krieges. Mit ihren nuklear abgestützten Schutzgarantien bescherte sie den Bündnispartnern in Westeuropa eine lange Zeit militärischer Sicherheit. Die Tatsache, dass es nach dem Zweiten Weltkrieg zu keinem grossen Krieg in Mitteleuropa kam, wird auf die Existenz der Nato zurückgeführt.
Aber die Nato geriet auch wiederholt in die Kritik, weil sie zur Absicherung ihrer militärischen Macht in Europa an der Peripherie Regimes unterstützte, die den Werten dieser Allianz nicht folgten. Man denke an das Militärregime von 1967 bis 1974 in Griechenland. Auch in der Türkei stützte sie in den 1980er Jahren ein Militärregime, und in Persien (Iran) erhielt Schah Reza Pahlavi ebenfalls aus strategischen Gründen militärische Unterstützung. Es gibt weitere Beispiele, so dass die Nato immer auch als zwielichtig galt und gefragt wurde, ob sie wirklich hinter den vollmundig erklärten westlichen Werten steht.
Die grösste Zäsur kam mit dem Zusammenbruch des Ostblocks und der Auflösung des Warschauer Paktes. Zunächst sah es so aus, als seien der Nato die Feinde abhanden gekommen. Aber Länder in Ostmitteleuropa und die baltischen Staaten drängten in die Nato, weil sie sich nach wie vor bedroht fühlten. Tragisch ist das Schicksal der Ukraine, die man in der halb geöffneten Tür stehen liess – mit den entsprechenden Folgen.
Bis zum Angriff Russlands auf die Ukraine haderte die Nato mit ihrer Rolle. Macron bezeichnete sie als hirntod, Trump wollte sie gleich ganz in den Orkus jagen. Nun gibt es eine neue Entschlossenheit der Europäer, zumal mit dem Beitritt Schwedens und Finnlands die Dringlichkeit der europäischen Verteidigungsfähigkeit zusätzlich unterstrichen wird.
Das Bild stammt vom 4. April 1949. Der amerikanische Präsident Harry Truman spricht aus Anlass der Unterzeichnung des Nato-Vertrags in Washington. Am 24. August 1949 trat er in Kraft.
(Journal 21)