Das Weisse Haus, in das Anfang Januar entweder Kamala Harris oder Donald Trump einzieht, hat eine turbulente Geschichte hinter sich. Sein erster Bewohner war der «Präsident ohne Zähne».
1776 hatten sich 13 amerikanische Kolonien für unabhängig von England erklärt. Das war die Geburtsstunde der USA. 1789 wurde George Washington als erster Präsident der Vereinigten Staaten gewählt. Doch der neue Staat brauchte eine Hauptstadt.
Damals war umstritten, ob die Siedlung, die später Washington hiess, der ideale Ort für die US-Hauptstadt sein soll. Viele, vor allem Leute aus Wirtschaftskreisen, sprachen sich dafür aus, dass eine Stadt in einem nördlichen Wirtschaftszentrum Hauptstadt werden sollte. Im Gegensatz dazu schlugen die Südstaaten eine südlicher gelegene Stadt vor. So sollte eine Dominanz des Nordens und der starken Wirtschaftselite vermieden werden. Längere Zeit standen auch New York und Philadelphia als Hauptstadt zur Diskussion. In Philadelphia war am 4. Juli 1776 die Unabhängigkeitserklärung der USA verkündet worden – ebenso die Verfassung von 1787. Zudem regierten George Washington und der Kongress nach der Unabhängigkeit in Philadelphia.
Doch George Washington entschied sich für einen Ort am Potomac River. Er träumte davon, dass diese Hauptstadt genauso wichtig sein werde wie London und Paris. 1790 bewilligte der Kongress Washingtons Projekt. Die Parlamentarier entschieden, dass der Präsident, der Kongress und der Oberste Gerichtshof von ihrem bisherigen Sitz in Philadelphia an den Potomac River umziehen müssen. Die Stadt, die dort entstehen soll, müsse den Namen des amtierenden ersten US-Präsidenten erhalten.
George Washington und der französische Stadtplaner Pierre L’Enfant hatten den Platz für den Bau des Präsidentengebäudes ausgesucht. Geplant war auch, dass L’Enfant das Kongressgebäude auf dem Kapitol bauen sollte. Doch er zerstritt sich mit Beratern des Präsidenten, was zu seiner Entlassung führte. Auf Washingtons Bitte hin schrieb Aussenminister Thomas Jefferson einen Architekturwettbewerb aus. Am 16. Juli prüfte Präsident Washington mindestens sechs Entwürfe, die eingereicht wurden. James Hoban, ein Ire, den der Präsident ein Jahr zuvor in Charleston kennen gelernt hatte, gewann den Wettbewerb.
Obwohl Hoban der Architekt war, überwachte Washington den Bau des Hauses. Er bestand darauf, dass das Präsidentenhaus aus Stein gebaut und mit umfangreichen Steinornamenten verziert werden sollte. Ein Steinbruch am Aquia Creek, 40 Meilen den Potomac hinunter, erwies sich als günstig. Der Bach war von einer Anlegestelle im Steinbruch bis zu einem Kai in der Nähe des Bauplatzes schiffbar.
Der Grundstein für das Haus wurde am 13. Oktober 1792 gelegt. Der Bau dauerte acht Jahre. Schottische Steinmetze tünchten das Gebäude 1798 mit weisser Farbe, um den Stein zu schützen. Dies führte dazu, dass das Anwesen seither «Weisses Haus» genannt wird. Das Haus gleicht einem irischen Herrenhaus im georgianischen Stil. Es wurde nach dem Vorbild des Leinster House gebaut, das noch heute in Dublin steht. Bald schon wurde es zum Symbol der amerikanischen Präsidentschaft.
Am 1. November 1800 wurde das Anwesen eingeweiht. John Adams (1735–1826) war der erste amerikanische Präsident, der im Weissen Haus residierte. Sein Vorgänger George Washington war ein Jahr zuvor gestorben. Im Gegensatz zu George Washington war John Adams wenig populär. Da er stark rauchte, hatte er alle Zähne verloren und galt deshalb als «der Präsident ohne Zähne».
1814 wurde das Haus im britisch-amerikanischen Krieg, dem Zweiten Unabhängigkeitskrieg, von britischen Truppen niedergebrannt. James Hoban leitete den Wiederaufbau. Präsident Theodor Roosevelt (1858–1919) war es, der das Gebäude offiziell «White House» taufte. Das Arbeitszimmer des Präsidenten, das Oval Office, entstand 1909 auf Initiative von Präsident William Howard Taft.
Das mehrmals umgebaute Weisse Haus hat heute 132 Räume, 35 Badezimmer, 412 Türen, 147 Fenster, 8 Treppenhäuser, 3 Aufzüge, einen Swimmingpool, einen Tennisplatz, einen Kinosaal. Präsident Richard Nixon liess eine Bowlingbahn errichten und Präsident Barack Obama ein Basketballfeld.