Ihr ehemaliger Kapitän scheint, glaubt man den aktuellen Fotos, bester Laune zu sein, und ähnelt darin seinem ehemaligen Ministerpräsidenten Berlusconi, der zumindest zeitweise wieder eine juristische Klippe umschifft hat. Derweil schlittert das Land in immer tieferes Unheil. Die wirtschaftlichen Kennzahlen sind fürchterlich, und die Italiener scheinen schon lange ihren Kompass verloren zu haben - wenn sie je einen hatten. Schettino und Berlusconi sind die Urbilder des italienischen Versagens.
Das wissen wir alles aus den Medien. Wie ist es aber, wenn wir das Land als Touristen besuchen? Da sausen die Italiener wie eh und je mit ihren Autos herum, missachten jegliche Vernunft, von Anstand nicht zu reden. Kurz gesagt: Sie sind putzmunter. Und in den Ferienorten flanieren sie bis in die Nacht und strahlen eine Vitalität aus, die die zurückhaltenden nördlichen Nachbarn - nicht nur die Schweizer - innerlich grummeln lässt: Wieso die und nicht wir? Eigentlich müsste es den Italienern doch schlecht gehen. Aber nein, sie zeigen den Besuchern ein anderes Bild.
Welches Bild gilt, welchem Eindruck darf man trauen? Sind Statistiken und Medien so viel zuverlässiger als unmittelbare Eindrücke, von denen man natürlich weiss, dass sie nur kleine Ausschnitte sind? Und könnte es sein, dass in der verstörenden Vitalität Kräfte schlummern, die mehr bewirken könnten, als die medial-statistische Schulweisheit sich träumen lässt?