Anderthalb Monate nach dem Fall der Berliner Mauer geht in Rumänien die 24-jährige neostalinistische Ceaușescu-Periode zu Ende.
Am 22. Dezember 1989 hatten Zehntausende Rumäninnen und Rumänen versucht, das Parteigebäude in Bukarest zu stürmen. Ceaușescu und seine Frau flüchten. Mit einem Helikopter versuchen sie, aus der Hauptstadt zu entkommen.
In einem Pflanzenschutzzentrum im Norden des Landes werden sie aufgegriffen. In einer Militärkaserne in der Stadt Târgoviște – der Stadt Draculas – wird ihnen am Weihnachtstag der Prozess gemacht. Doch es ist kein Prozess: es ist ein Verfahren ohne Verteidigung, ohne wirkliches Gericht. Die Ceaușescus weigern sich, das Gericht anzuerkennen. Nach 100 Prozessminuten fällt das Urteil: Tod durch Erschiessen.
Das rumnänische Fernsehen überträgt Ausschnitte des Schnellferfahrens. Dies ist das letzte Bild, das die beiden lebend zeigt.
Um 14.50 Uhr werden sie gefesselt in den Kasernenhof geführt. Unter Tränen ruft Ceaușescu: „Tod den Verrätern, die Geschichte rächt uns.“ Dann singt er die Internationale. Drei Männer des 64. Fallschirmregiments feuern mit Kalaschnikow-Maschinengewehren dreissig Schuss auf die beiden.
Die Bilder der beiden toten Ceaușescus gehen um die Welt. Gefilmt werden die unscharfen, verwackelten Einstellungen von einem anonym gebliebenen Kameramann. Alles muss so schnell gehen, dass er nicht einmal Zeit hat, die Schärfe einzustellen. Das Erschiessungskommando fürchtet die baldige Ankunft der Securitate-Leute, die Ceaușescu retten wollen. Deshalb fackelt man nicht lange. Zehn Minuten nach dem Urteilsspruch sind die beiden tot.
Siehe auch: Journal21.ch: 30 Schüsse für Europas letzten Despoten