Es war der längste Wahlkampf in der Geschichte Österreichs. Das Interesse konzentriert sich darauf, ob zum ersten Mal in Westeuropa ein Rechtspopulist ins höchste Amt im Staat gewählt wird. Der 45-jährige Norbert Hofer, der Kandidat der populistischen „Freiheitlichen Partei Österreichs“ (FPÖ), hat laut Meinungsumfragen gute Chancen, seinen Gegenkandidaten, den 72-jährigen Alexander Van der Bellen, zu schlagen. Van der Bellen ist von den Grünen aufgestellt worden. Hofer gilt als sehr EU-kritisch. Seine Gegner bezeichnen den höflichen Mann als Wolf im Schafspelz und Austro-Trump.
6,4 Millionen Östereicherinnen und Österreicher sind aufgerufen, an der Wahl teilzunehmen. Die meisten Wahllokale schliessen um 17.00 Uhr. Kurz danach werden erste Exit Polls und Hochrechnungen erwartet. Bei einem sehr knappen Ergebnis könnten die Briefwahlstimmen den Ausschlag geben. Diese werden erst am Montag gezählt.
Am Samstagabend fand in Wien eine Anti-Hofer-Demonstration statt. Dabei wurden Plakate geschwenkt mit der Aufschrift „Kein Nazi in der Hofburg".
Die erste Stichwahl im Mai hatte Van der Bellen mit einem Stimmenvorsprung von 30‘000 gewonnen. Das Verfassungsgericht annullierte die Wahl auf Antrag Hofers wegen Formfehler. Ein zweiter Wahlversuch musste wegen nicht klebender Wahlcouverts verschoben werden.
Die Frage ist auch, ob und wie weit sich die Brexit-Abstimmung und die Wahl Trumps auf das Wahlverhalten der Österreicher auswirken werden. Bei einem sehr knappen Ergebnis, könnte die Wahl erneut angefochten werden.
(J21)