Derzeit schaltet KLM in Zeitungen ganzseitige Anzeigen unter dem Motto: „Fly Responsibly“. Zudem hat KLM Webseiten zu diesem Thema eingerichtet. Auf ihnen stellt KLM die bisherigen Bemühungen und Erfolge dar, verweist auf derzeit laufende Projekte und lädt andere Fluggesellschaften ein, Erfahrungen auszutauschen und auf diese Weise gemeinsam an einer Reduktion der Schäden durch das Fliegen zu arbeiten. Auch die Passagiere werden eingebunden, indem sie beim Ticketkauf zum Beispiel einen Beitrag zur Kompensation von CO2-Belastungen in anderen Teilen der Welt leisten: Emissionshandel für alle.
Das wichtigste Projekt derzeit besteht in der Erzeugung von Biokraftstoff aus biologischen Abfällen. Die Errichtung einer Produktionsanlage für Biokraftstoff soll kurz bevorstehen. Bei der Erzeugung soll Strom aus Windenergie eingesetzt werden. Biologisches Flugbenzin reduziere den CO2-Ausstoss um bis zu 85 Prozent, schreibt KLM. Zudem gibt es grosse Anstrengungen, um den Verpackungsabfall der Linienflüge zu vermindern.
Man kann in dieser Kampagne lediglich einen PR-Coup eines Anbieters sehen, der mitsamt seiner Branche mit dem Rücken zur Wand steht und die Flucht nach vorn antritt. Doch das wäre aus drei Gründen zu kurz gegriffen:
In der ganzen Umweltdebatte haben wir es mit sehr viel politischer Rhetorik zu tun: von unten und von oben. Immer dann, wenn es um die Umsetzung geht, scheitert diese an diversen Widerständen: Die Industrie kann nicht, die betroffenen Anwohner wollen nicht, und Gelbwesten aller Art drohen mit Aufruhr. Da ist es gut, wenn Verursacher von sich aus erste Schritte in die richtige Richtung gehen.
Zweitens ist es zwar begrüssenswert, dass insbesondere junge Menschen für eine Änderung unseres schädigenden Verhaltens eintreten. Aber so lange daraus keine konkreten und nachvollziehbaren Handlungskonzepte folgen, laufen die Proteste auf Dauer leer. Wir brauchen dringend eine Anschauung dessen, wie es in Zukunft gehen soll.
Und als Drittes ist festzuhalten, dass ein Unternehmen, das sich hohe Ziele, die überprüfbar sind, auf die Fahnen schreibt, im Falle des Versagens ein hohes Reputationsrisiko eingeht. Wehe, wenn KLM bloss trickst! Umgekehrt kann es sehr viel Sympathien bei den Kunden gewinnen, wenn diese das Gefühl haben, indirekt an einer Verringerung der schädlichen Auswirkungen des Flugverkehrs teilzunehmen.
Flugverzicht, Bahnfahren und so weiter sind schöne Ideen, aber sie werden nicht zu einer Einstellung des Flugverkehrs führen. Um so wichtiger, dass dort von den Anbietern selbst der Hebel angesetzt wird.
Die Projekte von KLM werfen viele Fragen auf. Aber dumm sind sie nicht.