Kreuzfahrtschiffe schädigen massiv die Umwelt, denn fast alle fahren mit Schweröl, das ein Abfallprodukt ist. Es entsteht bei der Herstellung von Benzin, Diesel und Heizöl. Dieses Abfallprodukt enthält eine hochkonzentrierte Ansammlung von Schadstoffen. Es ohne aufwendige Filterung zu verbrennen, stellt eigentlich ein Umweltverbrechen dar. Aber Kreuzfahrtschiffe werden kostengünstig damit betrieben, und da es so praktisch ist, lassen sie ihre Motoren zur Stromerzeugung auch in den Häfen jener Städte laufen, die sie mit ihrer Visite beglücken.
Das Gedrängel auf den Kreuzfahrtschiffen mit bis zu 5’600 Passagieren ist enorm, aber das eigentliche Problem besteht darin, dass diese Menschenmassen „Sehenswürdigkeiten“ besuchen. Venedig und Dubrovnik werden für die Einwohner nahezu unbewohnbar, wenn diese Horden für Stunden einfallen.
Kreuzfahrten sind der Sektor in der Tourismusbranche, der am stärksten wächst. Entsprechend hoch ist die Umweltbelastung. Hier bündeln sich alle negativen Faktoren des Massentourismus. Da wendet sich der Gast mit Grausen.
Die Autoren der Titelgeschichte des Spiegel überlegen, ob man analog zur „Flugscham“ nicht auch von „Kreuzfahrtscham“ reden solle. Eigentlich muss das gar nicht gefordert werden, denn unter Gesichtspunkten des guten Geschmacks wird man sicherlich nicht stolz darauf sein, an einer Kreuzfahrt teilzunehmen. Die Spiegel-Autoren zielen natürlich auf etwas anderes: Scham der Kreuzfahrer als Mitschädiger der Umwelt.
Denkt man diesen Gedanken weiter, stellt sich allerdings die Frage, ob eine drastische Reduktion des Kreuzfahrtbetriebes wünschenswert wäre. Denn die vielen Millionen Touristen, die sich auf den fahrenden Müllverbrennungsanlagen drängeln, müssen ja irgendwo hin. Wer auf seine Kreuzfahrt verzichtet, wird etwas anderes unternehmen. Selbst dabei werden schädliche Emissionen entstehen, wenn auch pro Kopf vielleicht nicht ganz so viele wie bei einer Kreuzfahrt. Und schlimmer noch: An die Stelle hoch konzentrierter Touristenströme an einzelnen Orten wird es eine weitflächige Verteilung von Besucherscharen geben, die sich noch die letzte Landschaft und den letzten noch nicht völlig ruinierten Ort gefügig machen.
Da ist es doch besser, dass wenigstens einige Millionen von ihnen zeitweilig auf vergleichsweise engem Raum geparkt sind und das als grosses Glück empfinden. Besser geht es nicht. Wir brauchen nicht weniger, wir brauchen noch viel mehr Kreuzfahrten.