Als am Montag dieser Woche ein Mail der Firma Ruag auf meinem Account aufschien, drückte ich es weg: Waffen gehören nicht in mein journalistisches Interessengebiet. Erst später erfuhr ich, dass es sich bei der Mitteilung um eine Fälschung handelte. Die neue Crew des Neumarkt-Theaters in Zürich wollte mit der Nachricht, die Waffenfabrik Ruag werde inskünftig auf die Herstellung von Munition verzichten und stattdessen grüne Anliegen unterstützen, auf die bevorstehende Premiere ihrer Tanz-Performance „They Shoot Horses, Don’t They?“ hinweisen und darüber hinaus die allseits geschmähten Fake News „in einen positiven Kontext stellen“.
Man könnte die Aktion als Dummen-Jungen-Streich oder allenfalls als Satire abtun, wenn sie im gegenwärtigen politischen Umfeld nicht einem gefährlichen Tabubruch gleichkäme. In einer Zeit, da ein amerikanischer Präsident die Welt mit Fake-News zu manipulieren versucht und in Europa rechte Populisten seriöse Medien als „Lügenpresse“ in Misskredit bringen, sollte ein Kulturinstitut wie das Neumarkt-Theater von solch bedenklichen Spielchen die Finger lassen.
Selbstverständlich ist nichts dagegen einzuwenden, wenn ein Theater, auch ein öffentlich subventioniertes, sich in die politischen Debatten einbringt. Seine gesellschaftliche Verantwortung sollte es dabei jedoch nicht aus den Augen verlieren. Jeden Unfug als Kunst zu bezeichnen, ist eine billige Ausrede. Sie rechtfertigt weder die Verbreitung von Lügen, wie es die Aktion „Ruag Green“ tat, noch gar die Hetzjagd auf missliebige Personen, wie dies 2016 bei der ebenfalls vom Theater am Neumarkt inszenierten „Entköppelung der Schweiz“ der Fall war. Hier wird von selbsternannten „Künstlern“ ein Spiel mit dem Feuer getrieben, das leicht zu einem Flächenbrand ausarten könnte.