Als hätten die USA nicht schon Probleme genug, hat die Volksvertretung des Staates North Carolina im März beschlossen, dass Transgender künftig nur noch Toiletten oder Garderoben jenes Geschlechts aufsuchen dürfen, das dem Eintrag in ihrer Geburtsurkunde entspricht. Das sogenannte Toilettengesetz ist die Reaktion des republikanisch beherrschten Parlaments auf eine Verordnung der Stadt Charlotte, welche die Diskriminierung von Schwulen, Lesben, Bisexuellen und Transgender (L.G.B.T.) verbietet.
Evangelikale und konservative Befürworter des Gesetzes hatten bei der Beratung argumentiert, nur durch seine solche Massnahme liesse sich sexueller Missbrauch an Kindern und Jugendlichen auf Toiletten nachhaltig verhindern. Als fände solcher Missbrauch – siehe den jüngst „Oscar“-gekrönten Film „Spotlight“ – in den USA lediglich auf öffentlichen WCs statt. Inzwischen jedoch haben weitere Staaten wie Kansas, South Carolina oder Tennessee angekündigt, sie planten ähnliche Gesetze.
Wenig dürfte fruchten, dass ein Sheriff in South Carolina den Parlamentariern seines Staates mitteilte, ein solches Gesetz liesse sich nicht umsetzen, weil seine Beamten nicht dazu da seien, menschliche Genitalien zu inspizieren: „In 41 Dienstjahren (…) habe ich es noch nie erlebt, dass ein Transgender auf einer Toilette jemanden attackiert oder sonst wie belästigt hätte.“ Das Gesetz, so folgerte Sheriff Leon Lott, sei eine Totgeburt.
Immerhin bot der neue Erlass Donald Trump Gelegenheit, sich zur Abwechslung vernünftig zu äussern. In einem Fernsehinterview mit Fox News antwortete der republikanische Präsidentschaftskandidat auf die Frage, welche Toiletten Transgender benützen sollten, schlicht: Jene, die sie wollten. Sie hätten das bisher wohl so gehalten und es habe nicht zum Weltuntergang geführt. Es handle es sich hier, fügte Trump ironisch bei, um eine Lösung auf der Suche nach einem Problem.
Kein Wunder, dass sich auch Trumps schärfster Konkurrent Ted Cruz umgehend zu Wort meldete. Der Senator aus Texas schaltete einen TV-Werbespot, der in düsteren Bildern und Tönen umschreibt, wie verwundbar Frauen und Töchter würden, sollte sich Donald Trumps irrige Ansicht durchsetzen: „Es ist nicht angebracht. Es ist nicht sicher. Es ist Political Correctness, die Amerika zerstört.“
Sogar die „New York Times“ fühlte sich schliesslich bemüssigt, unter dem Titel „Transgender Toiletten-Hysterie“ in einem Leitartikel Stellung zu beziehen: „Entgegen dem, was Befürworter solcher Gesetze behaupten, tragen Massnahmen wie diese nichts dazu bei, Toiletten sicherer zu machen. Sie stigmatisieren und gefährden lediglich jene Menschen, die bereits heute unter systematischer Diskriminierung leiden.“
Ein Kolumnist des Blattes drückt sich unverblümter aus. Die ganze Diskussion, schreibt Frank Bruni, sei „ein Sturm in der Toilettenschüssel, eines der lächerlichsten politischen Anliegen seit längerer Zeit“. Sein Lösungsvorschlag? „Spülen wir den Unsinn ‘runter.“