Nachrichtentexte gebrauchen häufig die Form der direkten oder indirekten Rede. Sie lassen so die Exponenten des Geschehens selber zu Wort kommen und geben sich als authentische, um objektive Darstellung bemühte Berichte zu erkennen. Nun müssen solche Sprechblasen mit Begleitsätzen wie erklärte die Ministerin in der parlamentarischen Debatte oder forderten die Aktivisten anlässlich der Demonstration den redenden Personen zugeordnet und in Sachzusammenhänge eingefügt werden. Und hierbei geht es mitunter auf halsbrecherische Weise akrobatisch zu. Das folgende Beispiel steht für viele:
«Der nächste bekannte Kandidat für eine solche Supernova ist der Stern Beteigeuze im Sternbild Orion. Und der ist mit rund 600 Lichtjahren viel zu weit für eine Gefährdung entfernt», nimmt Thomas Janka solchen Weltuntergangsszenarien den Schrecken. (Quelle: Tages-Anzeiger, 5.12.2012)
Was ist hier falsch? Am Ende etwa gar nichts? Jedenfalls liest und hört man täglich Begleitsätze dieser Art in den Medien: ist er überzeugt hat bereits den Rang eines Quasi-Standards; sieht sie einen taktischen Vorteil steht für die kreative Weiterentwicklung der Marotte; gab er grünes Licht markiert bereits Unverständnis für die eigentliche Funktion des Begleitsatzes. Es ist wohl der journalistische Hang zur Knappheit, der zu solchen Formulierungen verleitet. Sie sind inzwischen so häufig, dass sie durch schiere Gewöhnung von vielen gar nicht mehr als falsch empfunden werden.
Der Begleitsatz kann den Aussagesatz einer Person zuordnen, in Ort und Zeit situieren, allenfalls auch Gesprächsverhalten, Expressivität oder Untertöne anzeigen. Sein Prädikat sind Verben, die Denkvorgänge, Redehandlungen und Interaktionen bezeichnen. Mit diesem Vokabular bleibt der Begleitsatz immer auf dem Terrain und in der Blickrichtung der Aussage. Er reichert sie vielleicht an, beleuchtet sie oder fügt sie in Wortwechsel und Debatten ein. Jedenfalls «gehört» der Begleitsatz gewissermassen der redenden Person oder Instanz. Der Autor tritt nicht in den Vordergrund.
Wird der Begleitsatz jedoch dazu benützt, ein neues inhaltliches Element zur Aussage hinzuzufügen – der Wissenschafter wolle mit seiner Information die Leute beruhigen, die Sprecherin verfolge eine taktische Absicht, der Chef gebe hiermit grünes Licht für ein im Zitat noch gar nicht genanntes Vorhaben – so werden ihm semantische Lasten aufgebürdet, unter denen er einknickt. Offenkundig beliebt sind Begleitsatzkonstruktionen wie das endemische ist er überzeugt oder Formulierungen des Typs gibt sie die Parteimeinung wieder. Sie gehen nicht an, weil hier der Autor sich in den Vordergrund drängt an einer Stelle, wo man die Sicht der redenden Person erwartet. Selbst wenn der Autor die Intention der Redenden zutreffend beschreibt, bedeutet das einen Bruch, der die hellhörige Leserin irritiert. Das Stimmengewirr von redender Person und intervenierendem Autor ist nicht dazu angetan, Klarheit zu schaffen.
Was die Aussage der direkten oder indirekten Rede ergänzt, weiterführt, aus der Perspektive des Autors deutet oder bewertet: Solche Elemente haben keinen Platz im Begleitsatz. Sie sind als eigenständige Sätze zu formulieren. Deutende Begleitsätze können sogar manipulativ wirken, indem sie suggerieren, die von Autor vorgenommene Wertung sei diejenige der sprechenden Person. Wem das beleidigte Gehör kein Grund zur Sprachpflege ist, der sollte zumindest das Bemühen um korrekte Wiedergabe von Aussagen ernst nehmen. (um)