Am Parteitag der Republikaner letzte Woche in Tampa traten einige Redner auf, die es mit der Wahrheit nicht so genau nahmen, allen voran Vizepräsidentschaftskandidat Paul Ryan.
Er prahlte zum Beispiel damit, einen Marathonlauf unter drei Stunden bestritten zu haben, während er in Wirklichkeit vier Stunden gebraucht hatte. Es war sehr peinlich, als er zugeben musste, die Unwahrheit gesagt zu haben.
Auch am Kongress der Demokraten diese Woche in Charlotte dürfte die eine oder andere Unwahrheit propagiert werden. Die Medien scheuen sich in solchen Fällen, Politikern direkt vorzuwerfen, sie hätten gelogen, und argumentieren, solches Flunkern und Fabulieren sei in Wahlkämpfen eigentlich die Regel.
Tatsächlich sind bisher weder Republikaner noch Demokraten davor zurückgeschreckt, Lügen zu verbreiten, meistens in Form negativer Fernsehwerbung. Und beide Parteien fahren ungeachtet aller Kritik damit fort.
Indes hat ein Mitarbeiter Mitt Romneys verlauten lassen, die Republikaner liessen sich ihren Wahlkampf nicht von Fact-Checkern diktieren. Und wieso nicht? Die Wahlstrategen wissen, dass Schlammschlachten sich auszahlen: „Negativity sells.“
Schamlos nützen sie den Umstand aus, dass es in den USA kaum mehr Instanzen gibt, die angesichts des Vertrauensverlusts nationaler Medien korrigierend eingreifen könnten. Nur noch zwei von fünf Amerikanern trauen Zeitungen, Radio und Fernsehen zu, ausgeglichen und fair zu berichten. Wie sagte jeweils der legendäre Fernsehmann Edward R. Murrow am Schluss seiner Sendung auf CBS? „Good night, and good luck!“