Wenn das Rennen extrem knapp ist, könnte sich alles verzögern. Vor zwölf Jahren mussten – wegen des extrem knappen Wahlausgangs in Florida – sogar Gerichte entscheiden, wer gewonnen hat.
Obama sagte am heutigen „Judgment Day“ (Huffington Post) in seinem Heimatstaat Wisconsin: „Wir werden diese Wahl gewinnen, wir werden zu Ende bringen, was wir begonnen haben. Nach allem, was wir durchgestanden, nach allem, wofür wir gekämpft haben, dürfen wir den Wandel jetzt nicht abbrechen."
In neun der zehn Battleground-Staaten liegt Obama vorn
Laut Prognosen der Meinungsforscher könnte der Präsident genügend der sogenannten Battleground Staaten (Swing states) gewinnen, um mindestens 270 Elektorenstimmen (Stimmen von Wahlmännern und Wahlfrauen) zu erobern. Um gewählt zu werden, braucht ein Kandidat mindestens 270 der 538 Elektorenstimmen. Die Huffington Post, die alle Umfragen kombiniert, errechnet für Obama 277 Sitze. Nat Silver in der New York Times (siehe Artikel unten) prognostiziert gar 306 Elektorenstimmen für den Präsidenten.
In neun der zehn Battleground-Staaten führt Obama laut allen Prognosen zwischen 5,8 und 0,5 Prozent. Einzig in North Carolina liegt Romney vorn.
Noch nie ist ein republikanischer Kandidat gewählt worden, ohne den Bundesstaat Ohio zu gewinnen. In 13 der 14 jüngsten Umfragen führt Obama in Ohio mit einem Vorsprung zwischen einem und sechs Prozent.
Obama führt auch auf nationaler Ebene
Weniger wichtig als die Umfragen in den Battleground-Staaten sind die nationalen Umfragen. Auch sie prophezeien mehrheitlich einen leichten Vorsprung für Obama. Einzig die Institute Gallup und Rasmussen sehen Romney minim in Führung. CNN, Politico und Zogby prognostizieren ein Patt.
Fünf Stimmen für Obama, fünf für Romney
Zur Folklore gehört, dass die Einwohner von Dixville Notch und Hart’s Location, zwei Weiler im Bundesstaat New Hampshire, kurz nach Mitternacht Ortszeit wählen.
Vor vier Jahren hatte Obama in Dixille Notch 15 Stimmen erhalten, sein damaliger Konkurrent John McCain 6. Inzwischen gibt es im Weiler nur noch zehn Wahlberechtigte. Fünf haben sich für Obama und fünf für Romney ausgesprochen. CNN hatte die Auszählung der Stimmen live übertragen. Bereits gab es Auguren, die das Patt als schlechtes Omen für Obama werteten.
In Hart’s Location gewann Obama 23 Stimmen, Romney deren 9.
The Winner takes it all
Mit dem heutigen D-Day geht der bitterste und gehässigste amerikanische Wahlkampf zu Ende. Nach Schätzungen der New York Times haben Parteien, Kandidaten und Lobby-Gruppen fast drei Milliarden Dollar eingesetzt.
31 Millionen Amerikanerinnen und Amerikaner hatten ihre Stimme schon vor dem heutigen Tag abgegeben.
Gewählt wird in allen 50 Bundesstaaten (ausser Nebraska und Maine) nach dem Prinzip „The Winner takes it all“. Das heisst: Der Kandidat, der am meisten Stimmen hat (und sei es nur eine hauchdünne Mehrheit) räumt alle dem Staat zugesprochenen Elektorenstimmen ab. Diese Elektoren wählen dann offiziell am 17. Dezember den Präsidenten.
Mehr Stimmen – und doch nicht gewählt
Es kann vorkommen, dass ein Kandidat mehr Stimmen als ein anderer erhält, aber nicht gewählt wird, weil der andere mehr Elektorenstimmen auf sich vereint. So geschehen im Jahr 2000 bei der Wahl zwischen George W. Bush und Al Gore.
Das gleiche geschah im Jahr 1888. Damals erhielt der erneut kandidierende Präsident Grover Cleveland mehr Stimmen als sein Herausforderer Benjamin Harrison. Doch Harrison wurde gewählt, weil er mehr Wahlmänner-Stimmen auf sich vereinen konnte. Crover Cleveland wurde dann vier Jahre später wiedergewählt (siehe Artikel unten: „Mr. President heiratet eine 21-Jährige).
Kongresswahlen
Im Windschatten der Präsidentenwahlen finden Kongresswahlen statt. Alle Mitglieder des Repräsentantenhauses sowie ein Drittel des Senats werden neu gewählt.
Im Repräsentantenhaus besitzen die Republikaner die Mehrheit. Laut Prognosen wird das so bleiben. Im Senat allerdings ist eine demokratische Mehrheit zu erwarten.