Sie kaufen doch wohl keinen Gebrauchtwagen? Oder Secondhand-Kleider? Oder ein antiquarisches Buch? Oder irgendeine Occasion?
Auch „vintage car“ klingt altmodisch. Nein, Sie kaufen einen „preloved car“, ein „preloved Buch“ und „preloved Fashion“.
Preloved – previously loved - schon einmal geliebt. Das ist eben mehr als Secondhand-Schrott.
Im Englischen gibt es das Wort schon lange, doch jetzt taucht es immer mehr in deutschsprachigen Kreisen auf.
Verbreitet wurde der Ausdruck in England vor allem durch den Internethändler „preloved.co.uk“. Er wirbt mit dem Slogan „Get the UK's most trusted marketplace at your fingertips“.
Da wird alles angeboten, selbst preloved Hunde, preloved Gummibäume und preloved Zierratten. Die Website zählt über eine Milliarde Besucher pro Jahr.
Dass sich preloved auf beloved reimt, macht die Sache erst recht attraktiv.
Natürlich heulen sie jetzt wieder alle auf, sie, die die Anglizismen in der deutschen Sprache verdammen. Und sie haben ja recht. Doch das Aufheulen verhindert wohl den Siegeszug solcher Ausdrücke nicht.
Ein zweiter ähnlicher Anglizismus fasst bei uns vorsichtig Fuss: „Secondglam“, Glamour zum Zweiten. Eine attraktive, ältere Frau wird zur secondglam-lady. Und ein pensionierter Mann in karierten Hosen, der sich auf dem Golfplatz langweilt und sich fragt, was er da eigentlich soll, ist ein secondglam-boy. Doch so populär wie preloved ist secondglam noch nicht.
Im „Ye Grapes“-Pub im Londoner Shepard Market in Mayfair treffe ich einen alten Freund und trinke ein Bier mit ihm. Da erscheint zufällig eine Frau. Der Freund erschrickt, fasst sich dann aber. „Darf ich vorstellen“, sagt er, „this is my preloved love“. Er hätte auch sagen können: „Das ist meine geschiedene Frau.“