Dass Donald Trump 2006, ein Jahr nach seiner dritten Hochzeit, eine Affäre mit der Porno-Darstellerin Stormy Daniels hatte, ist unbestritten. Zumindest erkaufte sich Trumps Anwalt Michael Cohen wenige Tage vor der Präsidentenwahl zehn Jahre später, angeblich aus eigener Tasche, für 130’000 Dollar Daniels’ Stillschweigen, was die Liaison betrifft. Cohen nahm dafür eine zusätzliche Hypothek auf sein Haus auf.
Was in der Folge einen Fernseh-Komiker zur Bemerkung veranlasste, der Anwalt müsse wohl demnächst sein Haus verkaufen. Bis dato haben in Amerika 19 Frauen Präsident Trump sexueller Verfehlungen angeklagt. Wobei Stormy Daniels, wie sie in einem Interview mit einer Klatsch-Website einräumte, willig zu Donald Trump ins Bett stieg – zu einer intimen Interaktion, die sie ausdrücklich als nicht abartig, sondern als „typisch wie aus dem Lehrbuch“ einstufte. Der Präsident selbst dementiert das Rencontre.
Was Trump während eines Golfturniers in Lake Tahoe tat oder liess, ist Privatsache, auch wenn er gleichzeitig noch zwei andere Porno-Darstellerinnen zu sich aufs Hotelzimmer einlud. Andere amerikanische Präsidenten waren ebenfalls keine Chorknaben. Eine öffentliche Dimension erhält die Affäre jedoch durch den Umstand, dass Michael Cohens’ nicht deklarierte Zahlung an Stormy Daniels unter Umständen Gesetze zur Wahlkampf-Finanzierung verletzt.
Und dass der Anwalt jetzt anscheinend versucht, mittels einer superprovisorischen Verfügung die Ausstrahlung eines Fernsehinterviews mit dem Porno-Star zu verhindern. Das dürfte Juristen zufolge gegen den ersten Zusatz der amerikanischen Verfassung verstossen, der unter anderem die Rede- und Pressefreiheit garantiert. Zwar haben Trumps Anwälte nach der Veröffentlichung von Material, das ihren Mandanten belastete, wiederholt mit Prozessen gedroht. Doch bisher haben sie in keinem einzigen Fall ein Verfahren angestrengt.
Dafür hat Stormy Daniels inzwischen geklagt, die Stillschweige-Vereinbarung mit ihr sei null und nichtig, da der Präsident die Einigung nicht persönlich unterzeichnet habe, was zutrifft. Auch enthält die Vereinbarung lediglich Pseudonyme. Donald Trump heisst dem Arrangement zufolge David Dennison, Stormy Daniel Peggy Patterson.
Wie auch immer diese Rechtshändel auf höchster Ebene ausgehen: Der Präsident dürfte sich und seiner Partei im Hinblick auf die Zwischenwahlen vom kommenden November einen Bärendienst erweisen. Im Zeitalter von #MeToo und #Time’sUp sind es Amerikas Wählerinnen leid, weiterhin zu Objekten der Begierde mächtiger Männer degradiert zu werden. Ein Indiz dafür ist der Umstand, dass dieses Jahr so viele Frauen wie kaum je zuvor für den Kongress kandidieren. Derweil tingelt Stormy Daniels als Stripperin durch die Lande. Das Motto ihrer Tournee: „Make Amerika horny again“ – Macht Amerika wieder geil!