In der heutigen weltweiten multimedialen 24-stündigen Sofortkommunikation wäre dies kaum mehr möglich. Die Propagandamaschinen der Mächte und Konzerne der „Brave New World“ sind zwar am Werk, aber die Aufklärer auch. Auf die zögernde Frage, warum sie nicht früher über ihre Leiden in den deutschen Konzentrationslagern berichtet habe, erhielt man von Simone Veil seinerzeit die halb resignierte, halb zornige Antwort: „Man glaubte uns nicht.“
Heute wissen wir fast täglich mehr über viel mehr Genozide und Konzentrationslager weltweit, in China, Nordkorea, Südamerika, Afrika – von der alten Sowjetunion und dem neuen Russland ganz zu schweigen. Wir sind konfrontiert mit einem islamistischen Faschismus und dem osmanischen Aufsteiger Erdogan, der einen europäischen Rechtsstaat als „Nazi“ beschimpft hat. Dasselbe musste die französische Konservative Simone Veil in der Abtreibungsdebatte von 1974 erdulden.
Nun kann man glauben oder nicht, was man nicht weiss – aber nicht, was man nicht wissen will. Der Holocaust bleibt das geschichtliche Skandalon Europas im 20. Jahrhundert, auch wenn man die Vokabel „faschistisch“ inflationär oder unpräzis missbraucht. Das Letztere ist Politik – oder Zynismus.