Die legendäre Showmasterin Madonna. „Legendär“ beinhaltet, dass sie alle kennen und alle wissen, dass sie legendär ist. Wüsste man es nicht, wäre sie nicht legendär. Wieso muss man es dennoch sagen?
Auch „Ikone“ ist ein solches Wort. Wer eine wirkliche Ikone ist, braucht den Zusatz „Ikone“ nicht“. Denn er oder sie ist ja eine Ikone.
Oder: „Der weltberühmte Boxer Muhammad Ali“. „Weltberühmt“ und „Muhammad Ali“ – das ist fast schon ein Pleonasmus.
Haarspalterei? Ein bisschen schon. Trotzdem gehört vor allem „legendär“ zu den inflationär gebrauchten Füllwörtern.
Wer ist heute nicht alles „legendär“! All die Sternchen und Möchte-gern-Promis? Kaum jemand kennt sie. Wer einmal aus der „Gala“ oder der „Bunten“ herausgegrinst oder in „Glanz und Gloria“ zwei Sätzchen probiert hat, ist schon „legendär“.
Vor allem der Boulevard bemächtigt sich dieses Mittels. „Der legendäre Pietro Krüsi.“ Schon mal von Pietro Krüsi gehört? „Die legendäre Schauspielerin Gloria della Valle“. Schon mal von Gloria della Valle gehört?
Die Verwendung des Zusatzes „legendär“ ist ein Trick des Boulevards. Man muss ja rechtfertigen, dass man über ein Sternchen schreibt, das zwar kaum jemand kennt, über das man aber einen Artikel verfasst. Man braucht ja Stoff. So adelt man dieses Sternchen mit „legendär“ und wertet die bisher eher unbekannte Person so auf.
Die Leserinnen und Leser sagen sich dann: Ich kenne zwar Lieschen Müller (alias Gloria della Valle) nicht, aber da sie „legendär“ ist, sollte ich sie wohl kennen.
Natürlich gibt es viele echte Legenden. Doch wer wirklich eine Legende ist, braucht den Zusatz „legendär“ nicht.
Niemandem käme es in den Sinn vom „legendären Goethe“ oder vom „legendären Albert Einstein“ zu sprechen. Oder vom „legendären Elvis Presley“.
Haarspalterei? Vielleicht.