Michi Sahli betreibt auf «Radio 105» die muntere Gesprächsrunde «Talk vor 12». Schon im Januar versuchte er, den angeblichen Besitzer, tatsächlichen Verleger und Chefredaktor der «Weltwoche» mit mir zusammen vors Mikrophon zu kriegen. Köppel kniff und sagte: Er oder ich. Also wurde ich ausgeladen. Nun probierte es Sahli mal anders. Zum Thema «Steuerstreit mit Deutschland», zu dem Köppel ja, wie zu allem anderen, eine dezidierte Meinung hat, lud er zuerst den als Biedermann verkleideten Brandstifter ein und erhielt eine feste Zusage. Erst danach erwähnte Sahli beiläufig, dass auch René Zeyer im Studio anwesend sei. Hektisch griff Köppel zum Telefon: Ups, wichtigen Termin übersehen, Kollision, geht doch nicht, unmöglich. Also talkten wir ohne Köppel.
Defekter SVP-Lautsprecher?
Die Wurzeln des gestörten Verhaltens des Bubi Köppel habe ich schon bei der Analyse seiner letzten Gesprächsverweigerung freigelegt. Nun ist es ja so, dass SVP-Kantonsrat Alfred Heer oder der SVP-Mann fürs Grobe, Nationalrat Christoph Mörgeli, sich nicht scheuen, vor laufender Kamera mit mir in den Ring zu steigen. Und Köppels Übervater Christoph Blocher nahm sogar freundlicherweise die Einladung zur Podiumsdiskussion anlässlich der Vernissage meines neusten Buchs an. Haben alle überlebt, vielleicht nicht ohne Blessuren, so wenig wie ich, aber wir sind doch alle konfliktfähig und Anhänger des offenen Streitgesprächs.
Der Retter der Welt
Niemand warnt so überlaut vor dem Ende der Eidgenossenschaft wie Köppel. «Die Schweiz schafft sich ab», raunt er am Anfang seines vorletzten Editorials und füllt regelmässig sein Revolverblatt mit aufgeschäumten Untergangsfantasien, scheut sich nicht, vor jeder laufenden Kamera vor Komplotten, politischen Machenschaften, dem Missbrauch der Justiz zu warnen. Davor, dass sein Vordenker, das Herrgöttli aus Herrliberg, zum «Staatsfeind Nummer 1» gemacht wird, wie er titeln liess, bevor er sich den «Familienbetrieben des Verbrechens», den Roma, widmete. Wenn einer die Welt, oder zumindest die Schweiz, retten kann, dann er. Der Mann hat eine Mission. Und wenn gerade kein anderer Feind zur Hand ist, dann bläst er zur Jagd auf die Roma. Da weiss er die Stammtische hinter sich, Gegenwind hat er einkalkuliert, der betreibt ja nur die Windmühlen seiner Erregungsbewirtschaftung.
Wir können doch über alles reden
Aber lieber Herr Köppel, wie vereinbaren Sie dann Ihren Kreuzzug gegen das Ende der Schweiz mit Diskussionsverweigerung? Befürchten Sie etwa, dass Sie in Ihrem alten Lehrer auch heute noch Ihren Meister finden? Wie sieht denn das aus, dass Sie einfach kneifen? Einmal ist ja bekanntlich keinmal, aber keifen, dann kneifen als Prinzip? Sie spielen sich doch sonst immer als Oberlehrer der Nation auf, haben alle Antworten, selbst auf Fragen, die gar nicht gestellt werden. Da müssen Sie doch keine Angst vor mir haben. Es gibt keine Strafaufgaben mehr, und Kopfnüsse haben Sie von mir noch nie gekriegt. Obwohl Sie an Ihrer Betragensnote bis heute arbeiten müssten.