„Vergessener Irak“ heisst der Eintrag eines Blogs auf al-bab.com, „dem offenen Tor zur Arabischen Welt“. Neben dem politischen Aufruhr in Ägypten und dem anscheinend endlosen Gemetzel in Syrien, folgert Autor Brian Whitaker, vergesse die Welt weitgehend, wie sich die Lage im Irak verschlimmere. Berichtete früher ein Heer internationaler Journalisten aus Bagdad, sind heute nur noch wenige ausländische Medienvertreter im Lande akkreditiert. Sie können zudem aus Sicherheitsgründen die Hauptstadt kaum verlassen. Dass es im Irak im August nach Anschlägen „nur“ 804 Tote gegeben hat, kann zynisch als gute Nachricht vermeldet werden – im Vergleich zu den Opferzahlen im Juli, als 1057 Menschen starben. Auch der September bietet zu Optimismus bisher wenig Anlass: Am ersten Mittwoch töteten mehrere Bomben allein in Bagdad 46 Iraker. Courant normale. Zu Recht warnt die International Crisis Group vor „einem Wiederaufflammen des sektiererischen Bürgerkriegs“ und moniert, das brutale Vorgehen der Sicherheitskräfte unter Premier Nouri al-Maliki destabilisiere die Lage zusätzlich. Gleichzeitig erhöht der Bürgerkrieg im benachbarten Syrien die Spannungen unter Sunniten und Schiiten. Die sunnitische Minderheit, unter Saddam Hussein an der Macht, wehrt sich gegen die Dominanz der regierenden Schiiten, die zu Konzessionen kaum bereit sind. Zwei Jahre nach dem Abzug der USA gleicht der Irak eher der Diktatur von einst als einer unvollkommenen Demokratie – allem Blutzoll und Kosten von über zwei Billionen Dollar zum Trotz.
Im Schatten Syriens
Der Irak ist wieder gefährlich und instabil.