Dass Donald Trump bei einem Treffen mit Parlamentariern zum Thema Einwanderung Haiti, El Salvador und afrikanische Länder jüngst als „Dreckslöcher“ bezeichnet hat, erstaunt nicht. Der US-Präsident ist und bleibt ein Rassist. Dass er anschliessend via Twitter dementiert hat, den Begriff „shithole“ verwendet zu haben, überrascht ebenso wenig. Donald Trump ist und bleibt ein Lügner. Dass einige amerikanische Medien, sonst der Faktentreue verschrieben, sich in falsch verstandener Prüderie zierten, die Äusserungen des Präsidenten im Wortlaut zu zitieren, befremdet schon eher.
Dass Donald Trumps republikanische Parteigänger sich nach wie vor weigern, ihren Präsidenten als das zu sehen, was er ist, trägt beinahe pathologische Züge. Einige unter ihnen mochten sich nicht mehr daran erinnern, konkret von „Dreckslöchern“ gehört zu haben. Lediglich „gepfefferte Sprache“ war ihnen noch präsent. Zu wichtig sind für die Parlamentarier der GOP die Zwischenwahlen vom kommenden Herbst, als dass sie es riskieren, hehren Grundsätzen wie dem Volkswohl mehr als nur rhetorische Beachtung zu zollen. „Donald Trump spült Amerikas Ansehen den Abfluss hinunter“, titelten Meinungsmacher der „New York Times“ einen Leitartikel zum Thema Einwanderung.
Auch Kirstjen Nielsen, Washingtons Zuständige für Homeland Security, sagte vor dem Justizausschuss des Senats unter Eid aus, sie habe an der fraglichen Sitzung nichts von „shitholes“ gehört. Selbst die Frage, ob Norwegen, dessen Einwanderer Donald Trump ausdrücklich willkommen hiess, ein Land mit überwiegend weisser Bevölkerung sei, mochte die Ministerin nicht bejahen: „ich kann mir aber vorstellen, dass das der Fall ist.“ Eine hochrangige amerikanische Offizielle, die Norwegen nicht kennt? Das Schauspiel gleicht einer Groteske und würde, falls erfunden, als wenig wahrscheinlich eingestuft. Doch heute ist grenzenlose Schleimerei in der Hauptstadt der mächtigsten Nation der Erde bittere Realität.
Nun könnte einer die ganze Kontroverse als Blähung saturierter Medien abtun, hätten Donald Trumps Äusserungen allenfalls nicht gravierende Folgen. Dann nämlich, wenn sie Ende Woche im Kongress die Einigung auf eine neue Rechnung verhindern und zur Stilllegung der Regierungstätigkeit führen. Dem Budgetkompromiss zufolge würde einerseits der Status von rund 800’000 Einwanderern legalisiert, die als Kinder in die USA gekommen sind, und würden andererseits Mittel für jene Mauer bereit gestellt, die der Präsident an der Grenze zu Mexiko bauen will.
Tröstlich zu wissen, dass sich der US-Präsident gemäss seinem Leibarzt bester Gesundheit erfreut und einem zehnminütigen Test zufolge auch nicht unter eingeschränkter Wahrnehmungsfähigkeit leidet, die ein weiteres Ausüben seines Amtes verhindern würde? Lediglich das Cholesterin seines 107,5 Kilo schweren Patienten sei zu hoch, sagte Dr. Ronny L. Jackson. Doch der wolle künftig abnehmen und sich besser ernähren: „Ich habe dem Präsidenten gesagt, wenn er während der letzten 25 Jahre gesünder gegessen hätte, er könnte bis zu 200 Jahre alt werden.“ Im Ernst, zwei Jahrhunderte Trump? Weniger schmeichelhaft kommentierte die „Huffington Post“ den präsidialen Check-up: „Trumps Untersuchung hat uns zwei Dinge verraten: Er ist übergewichtig und kann ein Nashorn erkennen.“