Auf dem Berner Bundesplatz forderten Juden und Palästinenser gemeinsam einen Waffenstillstand im Gazastreifen, ein Ende der Besetzung des Westjordanlandes und die Befreiung aller Geiseln. Dabei war auch alt Bundesrätin Ruth Dreifuss. In Israel fand am Samstag die bisher grösste Demonstration gegen Ministerpräsident Netanjahu und seine Regierung statt.
Aufgerufen zur Berner Demonstration hatten unter anderem Amnesty International Schweiz, die Jüdische Stimme für Demokratie und Gerechtigkeit in Israel/Palästina JVJP und die Palästina-Solidarität Schweiz. Das Organisationskomitee hatte fünf Hauptforderungen postuliert:
- Sofortiger Stopp des Aushungerns der Menschen in Gaza
- Sofortiger Waffenstillstand
- Sofortige Freilassung der israelischen Geiseln und von willkürlich inhaftierten palästinensischen Gefangenen
- Ende der völkerrechtswidrigen Besatzung der palästinensischen Gebiete durch Israel
- Die Weiterführung der Finanzierung des Uno-Hilfswerks für die palästinensischen Flüchtlinge (UNRWA) angesichts der humanitären Katastrophe und des drohenden Völkermordes in Gaza.
Neben Ruth Dreifuss sprachen an der Kundgebung Pia Holenstein (alt Nationalrätin) und Gabriela Mirescu Gruber (Amnesty International), sowie Betroffene aus palästinensischen und jüdischen Communities wie Jasr Kawkby (PSS), Ranin Marey (PSS) und Timrah Schmutz (Swiss Jews Against Occupation). Anschliessend wurde eine Schweigeminute eingehalten.
«Ein halbes Jahr Hölle»
Nicht nur in Bern wurde demonstriert. In Tel Aviv und anderen israelischen Städten fanden laut Medienberichten die bisher grössten Manifestationen seit dem 7. Oktober statt. Zehntausende demonstrierten in Israel gegen Ministerpräsident Netanjahu und seine rechtsgerichtete Regierung. Die Manifestanten forderten ernsthafte Bemühungen um die Freilassung der von der Hamas verschleppten Geiseln. Auf den Strassen entzündeten die Demonstranten mehrere Feuer, die von der Polizei mit Feuerlöschern gelöscht wurden. Dabei kam es zu heftigen Zusammenstössen mit den Protestierenden.
«Ein halbes Jahr Hölle», hiess es auf Transparenten. Am 7. Oktober 2023 – also vor genau einem halben Jahr – hatte die Hamas gut 1300 Israeli massakriert. Anschliessend startete Israel einen blutigen Feldzug im Gazastreifen, der bisher nach palästinensischen Angaben etwa 33’000 Tote gefordert hat.
In Erwartung eines iranischen Angriffs
Die israelische Armee ist nach dem israelischen Raketenangriff auf das iranische Konsulat in Damaskus in Alarmbereitschaft versetzt worden. Bei dem Angriff am vergangenen Montag sind zwei Brigadegeneräle und fünf weitere Mitglieder der Revolutionsgarden (IRGC) getötet worden.
Israel erwartet nun einen iranischen Vergeltungsschlag. Die Führung Irans bekräftigt am Samstag, sie werde sich für den israelischen Raketenangriff rächen. Der Chef der iranischen Armee sagte, die Operation werde mit der «nötigen Präzision» und «mit maximalem Schaden für Israel» durchgeführt.