Zumindest in den USA gilt Mäzenatentum als möglicher Weg zur Rettung bedrohter Presserzeugnisse. „Amazon“-Gründer Jeff Bezos hat für ein Taschengeld die „Washington Post“ gekauft. „eBay“-Boss Pierre Omidyar hat First Look Media gegründet, die profilierten, aber umstrittenen Journalisten eine Plattform bieten. Chris Hughes, als Zimmerkollege von „Facebook“-Gründer Mark Zuckerberg superreich geworden, hat das traditionsreiche, wirtschaftlich aber schwächelnde Politmagazin „The New Republic“ (TNR) erworben, um es als Hort für qualitativ hochstehenden Journalismus zu erhalten. So weit, so gut.
Inzwischen aber hat sich gezeigt, dass sich die auf Technik fokussierte Mentalität von Silicon Valley und der auf politische Berichterstattung abgerichtete Reflex alter Medien nicht immer vertragen. Positives ist allein von der „Washington Post“ zu hören, während es bei First Look Media bereits prominente Abgänge gegeben hat.
Und ganz düster präsentiert sich das Bild bei TNR: Der 31-jährige Besitzer hat vergangene Woche den Chefredaktor und den Literaturverantwortlichen des liberalen Magazins entlassen, weil sie sich gegen die Pläne des neuen Verlagsleiters stemmten, aus der 100-jährigen Publikation „ein vertikal integriertes digitales Medienunternehmen“ zu machen. Worauf etliche Redaktoren und prominente Mitarbeiter aus Protest kündigten, so dass die nächste Ausgabe der „New Republic“ nicht wird erscheinen können.
Er wolle, sagte der neue CEO unverblümt, die Redaktion aufmischen und mit Altgewohntem brechen. Solches Marketing mag bei der Lancierung digitaler Produkte funktionieren. Bei einem intellektuellen Erzeugnis ist es fehl am Platz. Noch sind Algorithmen, Schach allenfalls ausgenommen, nicht in der Lage, kreative Denkprozesse zu simulieren oder zu ersetzen. Wie lange noch?