Die Facebook-Nutzer sollten nicht dem „Stockholm-Syndrom“ verfallen, meinte Zuckerberg dieser Tage, fürsorglich wie immer. Vom „Stockholm-Sydrom“ im Zusammenhang mit Facebook hat bislang niemand gesprochen. Was ist das „Stockholm-Syndrom“, und was will Zuckerberg uns damit sagen?
Im Jahr 1973 gab es in Stockholm einen Banküberfall mit Geiselnahme. Diese Geiselnahme zog sich hin, und nach und nach sahen die Geiseln in den Tätern Verbündete. Sie identifizierten sich mit ihnen und setzten sich auch später in den Gerichtsverhandlungen für sie ein. Opfer identifizieren sich mit Tätern: Psychologen kennen das.
Offensichtlich auch Mark Zuckerberg. Oder auch nicht. Jedenfalls möchte er, dass sich Facebook-Nutzer nicht mit den Datensammlern, ihren Vermarktern und den skrupellosen Nutzern in diversen Kampagnen der Wirtschaft und Politik identifizieren. Das hat bislang auch niemand verlangt. Die Nutzer haben den Austausch von Daten arglos betrieben, weil Facebook so praktisch, scheinbar harmlos und vermeintlich auch billig war. Als Geisel hat sich da niemand gefühlt.
Jetzt erklärt Zuckerberg seinen Facebook-Nutzern, dass sie nicht nur schamlos ausgeforscht und aufgrund dieser Daten manipuliert und damit zu „Geiseln“ wurden, sondern dass sie zugleich in der Gefahr stünden, sich mit ihren Datenräubern und Manipulateuren zu identifizieren. Das ist Unmündigkeit hoch 2.
Oder Zuckerberg weiss nicht, was er sagt. Das wäre aber nicht beruhigend. Denn nicht nur Facebook-Nutzer beschleicht mehr und mehr das unheimliche Gefühl, dass hinter all den hoch profitablen Machenschaften auf der Basis souveräner Beherrschung der Algorithmen möglicherweise Akteure stecken, die sich allenfalls durch Freudsche Fehlleistugen verraten.