59'923'027 Amerikaner stimmten für Clinton, 59'692'974 für Trump. Clinton hat also 0,2 Prozent mehr Stimmen gemacht als Trump, trotzdem ist sie nicht gewählt. Entscheidend ist nicht die Anzahl Stimmen, sondern die gewonnenen Elektoren.
Um 08.12 Uhr (MEZ) stand fest, dass der Republikaner die Wahl gewonnen hat. Trump erhält 289 Elektorenstimmen. Um gewählt zu werden, braucht es 270 Elektoren. Clinton sicherte sich 218 Elektoren.
Die Märkte reagierten schnell: Futures für den „Dow Jones Industrial Average“ stürzten um mehr als 600 Punkte ab. Der mexikanische Peso bricht ein. Auch die Börsen in vielen Ländern tauchen zunächst.
Die CNN-Korrespondentin, die während der ganzen Nacht vom demokratischen Hauptquartier in Manhatten berichtete, erklärte um 05.12 Uhr: „Die Leute sind fassungslos und versteinert. Innerhalb von zwei Stunden hat die Stimmung völlig umgeschlagen.“
Wahlkrimi in Florida
Die Wende kam nach 02.30 Uhr. Bis dahin schien es gar möglich, dass Hillary Clinton die beiden Schlüsselstaaten Florida und Ohio gewinnen könnte. In Florida lag sie immer wieder in Führung, in Ohio zu Beginn auch.
Die Wahl in Florida entwickelte sich dann zu einem eigentlichen Wahlkrimi. Fast alle fünf Minuten wechselte die Mehrheit. Gegen 03.20 Uhr, wendete sich das Blatt endgültig. Trump legte in Florida und Ohio zu und vergrösserte langsam seinen Vorsprung. Zudem fiel ihm ein Mittelweststaat nach dem andern zu.
Die Fernseh- und Zeitungskommentatoren begannen plötzlich, einen Sieg Trumps nicht mehr auszuschliessen.
„Unerwartet in Führung“
CNN-Kommentator Wolf Blitzer sagte um 03.30 Uhr als Erster, dass Trump „auffallend gut“ abschneide. „Mit ihm ist zu rechnen“, erklärte er.
Die „Los Angeles Times“ veröffentlicht zur gleichen Zeit eine „Breaking News“: „Trump ist überraschend stark und liegt unerwartet in Führung.“
Die „Washington Post“ titelt: "Trump ist stark in den Schlüsselstaaten.“
Eine Stunde später wurde prophezeit, dass Trump sowohl Florida mit seinen 29 Elektoren und Ohio mit seinen 18 Elektoren gewinnt.
Ein schwerer Schlag für Clinton war das Ergebnis aus dem Schlüsselstaat North Carolina mit seinen 15 Elektoren. Kurz danach wurde der definitive Sieg Trumps in Florida und Ohio gemeldet. In Florida erzielte Trump 49,1 % der Stimmen, Clinton 47,7 %. In Ohio kam Trump auf 42,1 % und Clinton auf 43,5 %.
„Jetzt wird der Weg zum Sieg Clintons schmal“, kommentiert die „Washington Post“ um 05.38 Uhr.
Faktisch besiegelt wurde Clintons Niederlage mit dem Ergebnis im wichtigen Schlüsselstaat Pennsylvania mit seinen 20 Elektoren.
Trump triumphiert in Kentucky, Tennessee, Indiana, West Virgina, Oklahoma, South Carolina, Alabama, North Dakota, South Dakota, Texas, Wyoming, Kansas, Nebraska, Arkansas, Louisiana, Montana, Idaho, North Carolina, Nebraska, Georgia, Iowa, Wisconsin, Missouri, Mississippi, Utah, Ohio, Pennsylvania, Florida, Michigan, Arizona, New Hampshire.
Clinton gewinnt Vermont, Massachussetts, New Jersey, Maryland, Delaware, Washington DC, New York, Connecticut, New Mexico, Virginia, Colorado, Kalifornien, Hawaii, Oregon, Washington, Illinois, Maine.
Nicht nur Clintons Niederlage ist ein schwerer Schlag für die Demokraten. Es gelang ihnen auch nicht, wie da und dort erhofft, die Mehrheit im Senat zurückzugewinnen.
„95-prozentige Gewinnchance“
Alle Umfragen der wichtigen Institute hatten Hillary Clinton einen komfortablen Sieg vorausgesagt. Die „Los Angeles Times“ schrieb am Montag, Clinton würde 352 Elektoren auf sich vereinen. Die „Huffington Post“ gab Clinton eine über 95-prozentige Gewinnchance.
Auch Reuters, Bloomberg, ABC News, Fox News, CBS, Economist/You Gov, Nate Silver und andere prophezeiten einen klaren Sieg Clintons.
Schon vor der Entwarnung des FBI-Direktors hatte die Demokratin wieder leicht an Boden gewonnen. Nach der Erklärung von FBI-Chef James Comey gewann sie, je nach Umfrage, zwei, drei Prozent dazu.
Angesichts dieser Prognosen ging Hillary Clinton ihr Mann und Tochter Chelsea entspannt in den Wahltag. Bei ihrem letzten Wahlkampfauftritt am Montag in Raleigh (North Carolina) sprühte die Kandidatin vor Zuversicht.
Hillary Clinton und ihr Mann Bill gaben ihre Stimme in der „Douglas G. Grafflin School“ in Chappaqua im Bundesstat New York ab.
Zwei Stunden später begab sich Donald Trump mit seiner Familie in ein Schulhaus in Manhattan, wo das Wahllokal eingerichtet ist. Vor dem Schulhaus wurde er von einigen Passanten ausgepfiffen. Nach der Stimmabgabe sagte er: „I have decided to vote for Trump.“
Auch die Unterstützung aus dem Showbusiness nützte der Demokratin nichts. Bruce Springsteen, Madonna, die Schauspielerin und Sängerin Beyoncé, Rapper Jay Z. und viele andere hatten sich für ihre Wahl eingesetzt.
(Journal21.ch/hh)