Britische Politiker haben uns in den vergangenen Tagen so manche Lehre erteilt. Zum Beispiel, dass die Lüge als Instrument zur Beeinflussung der Öffentlichkeit nicht nur bei rüpelhaften Autokraten und Präsidentschaftskandidaten gängig ist. Die offen praktizierte Unbeschwertheit im Umgang mit Fakten war die erste Lektion. Eine zweite ist nun die Leichtigkeit, mit der man sich aus politischer Verantwortung verabschiedet.
Nigel Farages schiefes Grinsen beim Ausspruch «Now I want my life back» wird man so bald nicht vergessen. Der Karikaturist Felix Schaad hat diese Haltung mit einem Cartoon im «Tages-Anzeiger» scharf erfasst. Farage steigt ins Auto und winkt seinem Brexit-Köter zu, den er an der Leitplanke der Autobahn angeleint hat. Die Sprechblase: «Bye bye, schön brav bleiben – es wird sich schon jemand um dich kümmern!»
Am vergangenen Montagabend überraschte David Cameron die Welt mit der Ankündigung, die Amtsgeschäfte nun doch nicht bis im Herbst weiterzuführen, sondern bereits in zwei Tagen abzutreten. Nachdem ausser Theresa May alle Kandidaten und Kandidatinnen raus waren aus dem Run aufs Tory-Präsidium und das Premierministeramt, hatte sich eine neue Situation ergeben. Deshalb hat der Brexit-Zauberlehrling das Amt nun subito verlassen können.
Cameron trat also vor die Medien, verkündete wie ein Feldherr seinen Abgang, drehte sich um und verschwand in seinem Amtssitz 10 Downing Street. Wegen des nicht abgeschalteten Mikros am Revers blieb er «auf Sendung» und gab unfreiwillig eine neue Kostprobe politischer Leichtigkeit. Sie wurde zum Youtube-Hit und Medien-Hype: Mit einer heiteren Melodie auf den Lippen und dem als Schlusspunkt gesetzten «Right!» liess er die berühmte Tür hinter sich ins Schloss fallen.
War es Erleichterung? War es der Trotz des Buhmanns? Beides spielte mit und hat sich vermischt mit dem, was aus diesem Abgang überdeutlich herauszulesen ist: Ihr könnt mich mal!