Als am 1. Februar 2016 in Iowa die ersten Vorwahlen der republikanischen Partei stattfanden, traten 17 Kandidatinnen und Kandidaten an. Donald Trump, Immobilienunternehmer aus New York, war einer unter vielen. Wenn heute, Montag, in Cleveland (Ohio) der viertägige Parteikongress der Republikaner beginnt, ist Trump allen anders lautenden Prognosen zum Trotz als Einziger übrig geblieben. Und wird am Donnerstag wahrscheinlich zum Präsidentschaftskandidaten der Grand Old Party gekürt– eine Geschichte, wie sie sonst nur Hollywood schreibt.
Hillary Clinton, Trumps Gegenspielerin auf demokratischer Seite, ist als frühere First Lady, Senatorin und Aussenministerin auch kein unbeschriebenes Blatt, obwohl politisch ungleich erfahrener als ihr Rivale, der seine Popularität vor allem Auftritten im Fernsehen und der Bewunderung unkritischer Journalisten verdankt. Wie frühere Parteitage wird auch der Kongress in Cleveland in erster Linie fürs Fernsehen inszeniert, mit viel Pomp und Patriotismus sowie entsprechenden Showeinlagen.
Die Quicken Loans Arena, der Schauplatz des Treffens, ist ein Sporttempel, Heimstätte der Cleveland Cavaliers, Amerikas Meister im Basketball. Hier gilt die Maxime, wonach – egal ob in Sport oder Politik - Gewinnen nicht das Einzige, sondern Alles ist. Donald Trump, der sich narzisstisch als Verkörperung des Siegers sieht, dürfte sich in der Arena zu Hause fühlen - im Fokus von Tausenden von Delegierten und Medienvertretern, als Hauptrolle eines gigantischen Schauspiels, von dem am Ende nur Berge farbiger Konfetti übrig bleiben, die nach der Krönung des Kandidaten vom Hallendach zu Boden regnen.
Cleveland, nach dem Niedergang als einst siebtgrösste Stadt des Landes auch schon als „mistake by the lake“ apostrophiert, hofft auf 50‘000 Kongressbesucher. Diese sollen, so hofft die Stadt, 200 Millionen Dollar ausgeben – wenn möglich gut gelaunt und ungestört. So hat allein die lokale Polizei für 20 Millionen Dollar aufgerüstet, um für mögliche Demonstrationen oder Unruhen gewappnet zu sein. Das Geld dafür kommt von der Regierung in Washington. Aufgerüstet haben auch die Medienvertreter – mit Helmen, Gasmasken und schusssicheren Westen. Sicherheit, sagt ein Moderator von Fox News, sei in Cleveland ein „ernsthaftes Anliegen“. Alles ist möglich: „Diese Wahl hat gezeigt, dass wir nicht wissen, was als Nächstes kommt.“
So dürften sich die Staaten anlässlich des republikanischen Parteikongresses alles andere als vereint zeigen. Die unversöhnliche Stimmung im Lande widerspricht Barack Obama, der 2004 am Kongress der Demokraten optimistisch davon redete, dass es nicht zwei Amerikas gebe, ein liberales und ein konservatives, sondern lediglich eines, die Vereinten Staaten von Amerika. Inzwischen sind laut einer Umfrage 65 Prozent der US-Bevölkerung davon überzeugt, dass ihre Nation vom rechten Weg abgekommen ist.
An Amerikas nationaler Malaise ist Donald Trump mit seiner hetzerischen und rassistischen Rhetorik nur am Rande schuld. Dafür haben vor seinem Auftritt auf der nationalen Bühne genügend andere Politiker gesorgt. Nun aber trägt Trump als Präsidentschaftskandidat der Republikaner mit an der Verantwortung für das Wohl des Landes. Schön wäre es, er würde lernen, dass nicht alles im Leben Show ist und die Politik kein Business, sondern blutiger Ernst. Die Wetten, dass Donald Trump Präsident wird, stehen derzeit nicht gut. Doch das war auch vor dem Brexit der Fall.