Olaf Scholz hat wiederholt gesagt, wer bei ihm Führung bestelle, bekomme sie auch. Damit wollte er bekräftigen, dass er im Notfall auch einmal mit seinem Fäustchen auf den Tisch hauen könne. Man nahm seine Ankündigung nicht so ganz ernst und ersparte sich die Frage, wie er sie gemeint haben könnte. Aber es gibt viele Fragen auf einmal.
Wer ist der mögliche Besteller? Ist es seine Partei, die Bundestagsfraktion, möglicherweise das Kabinett? Oder meint er die Medien und eine unzufriedene Öffentlichkeit? Er sagt es nicht. Das hat niemanden gestört, weil man die Aussage so interpretiert hat: «Ich könnte ja, wenn ich wollte, aber Ihr müsst dazu den Anstoss geben.»
Diese Unklarheit gehört zu den vielen anderen Vagheiten, die man von Scholz gewöhnt ist. Und so führt die nächste Unklarheit direkt in die Tragik der Person von Olaf Scholz. Woran denkt man, wenn jemand ganz selbstverständlich versichert, dass man bei ihm bestellen könne? An einen Kellner. Ein guter Kellner ist Gold wert, und das weiss auch Olaf Scholz. Aber ein Kellner ist ein Kellner und nicht der Koch. Oder anders gesagt: Wo ein Kellner ist, ist auch ein Koch. Und für den Koch ist der Kellner ein ausführendes Organ. Führen kann der Kellner nicht.
Der Kellner kann die Gäste noch so zufrieden stellen, aber wenn der Koch nach einem gelungenen Gericht am Tisch seine Aufwartung macht, tritt der Kellner in den Hintergrund. Wenn Scholz sagt, dass er Bestellungen entgegennimmt, provoziert er die Frage, wer denn die Köche sind. Scholz hat es mit zwei Köchen zu tun, die ihn als Kellner gebrauchen, um ihre vermeintlich schmackhaften Gerichte zu servieren. Bekanntlich verderben viele Köche den Brei. In diesem Fall reichen schon zwei Köche aus, um ziemlich ungeniessbare Gerichte zusammenzurühren. Darüber kann dann auch das ewig gleiche Grinsen vom Kellner nicht hinwegtäuschen.
Aber was wurde genau bestellt? Hat der Kellner die Bestellung richtig aufgenommen? Der Kellner sagt, es sei «Führung» bestellt worden. Die Köche sagen, das fänden sie prima. Aber natürlich verstehen sie es so, dass sie als Spitzenköche jeweils für sich die Führung übernehmen. Und Scholz als Kellner soll sie servieren. Nun aber kommt der Kellner und sagt, dass das alles nicht so gemeint gewesen sei. Er sei derjenige, der bestimme, was auf den Tisch kommt. Da lachen sich die Köche kaputt, denn sie hätten dem Kellner nicht zugetraut, dass er aufmüpfig werden könnte.
Und nach und nach leert sich das Restaurant. Die Gäste schauen sich woanders nach schmackhafteren Gerichten um.
Die verunglückte Selbstbeschreibung von Olaf Scholz als einen Führer auf Bestellung erklärt, warum die Ampel von Anfang an nicht funktionieren konnte. Seit Wochen wird wieder und wieder hervorgehoben, dass die Gegensätze der drei Parteien zu gross seien, um miteinander regieren zu können. Aber alle drei Parteien haben in den vergangenen Jahrzehnten in den Bundesländern und im Bund in wechselnden Koalitionen bewiesen, dass sie sich flexibel und dynamisch verhalten können. Aber es braucht immer jemanden, der führt und nicht den Kellner gibt, der auf Bestellungen wartet.