Ausgerechnet bei Personen, mit denen man einen intensiveren oder zumindest häufigeren E-Mail-Kontakt hat, jagen sich die täglichen oder gar stündlichen Grüsse am Mailende zu Tode. Mehrmals täglich „lieb“ oder zumindest „herzlich“ zu grüssen, ist, wenn man es ernst nimmt, ein wenig anstrengend. Sender und Empfänger entgehen dem dadurch, dass sie diesen Grussformeln keine besondere Bedeutung mehr beimessen. Irgendwann hat es sich ausgegrüsst.
Man könnte die Grüsse also ganz bleiben lassen. Das geht aber nicht, denn wenn man einfach nur seinen Namen unter eine Mitteilung setzt, kann das auch unfreundlich wirken. Das will niemand riskieren. Dann lieber doch einen Gruss, so abgegriffen er auch sein mag. Mit der Konvention ist man auf der sicheren Seite.
Dass es sich dabei aber nur um eine Verlegenheitslösung handelt, kann man leicht signalisieren, indem man Grüsse abkürzt. Wer ganz cool rüberkommen will, schreibt MfG. Unter Freunden oder solchen, die es sein oder zumindest vorgeben wollen, ist LG beliebt. Damit hat es sich aber schon. So benutzt keiner MhG, um damit einen „herzlichen“ Gruss oder „herzliche“ Grüsse zum Ausdruck zu bringen. Und schon gar nicht wird jemand das wie ein welker Blumenstrauss wirkende LG aufhübschen und zum Beispiel MblG schreiben: „Mit besonders lieben Grüssen“.
Die Onlineplattform Sekretaria.de empfiehlt, Grüsse mehr oder weniger fantasievoll abzuwandeln. So kann man „sonnige“ Grüsse versenden, ein „schönes Wochenende“ wünschen oder sehnsuchtsvoll „Bis bald!“ ans Ende setzen. Diese Idee ist sehr gut, löst aber nicht das Problem des sehr häufigen E-Mail-Austauschs mit denselben Personen. Hat man Grüsse im Laufe eines Tages mehrfach abgewandelt, werden die Empfänger jeweils auf die nächste Variante warten. Am Ende liest keiner mehr die Nachricht, sondern amüsiert sich nur noch über den Gruss, der dem Schreibenden diesmal eingefallen ist. – Man kann es also auch übertreiben.