Kisch wusste nicht, dass es dereinst TV-Reality Shows geben würde. Das Genre ist zwar nicht der Wahrheit, doch zumindest der Wirklichkeit verpflichtet. Heisst es. Eine dieser Shows, „Duck Dynasty“ des Kabelsenders A & E, bewegt nun Amerikas Gemüter - als „einer jener Miko-Bürgerkriege, die auf dem künstlichen Schlachtfeld der sozialen Medien ausgetragen werden“, wie ein Blogger es formuliert. Ein Drama um eine Entenjägerfamilie als nationales Politikum? WTF, wie es im Internet heisst: „What The Fuck?“ Phil Robertson, der 67-jährige Patriarch der Dynastie, hat sich in einem Interview tendenziell homophob und rassistisch geäussert. Was zum einen in politisch korrekten Kreisen einen Sturm der Entrüstung auslöste und den Sender dazu bewog, den bärtigen Entenjäger, der auch kirchlich aktiv ist, freizustellen. Was angesichts der immensen Popularität der Show konservative Politiker auf den Plan rief, welche die Demokratie in Gefahr sahen und flugs mehr Rede- und Religionsfreiheit forderten. Wohl kein Zufall, dass sich unter den protestierenden Republikanern welche befinden, die 2016 für das Weisse Haus kandidieren wollen. Sich bei frommen und bigotten Wählern anzubiedern, hat in Amerika noch keinem Politiker geschadet. Ebenso wie eingefleischte Liberale es selten versäumen, die Fahne politischer Korrektheit zu hissen und - wie in diesem Fall - die Empörung medial zu bewirtschaften. Angesichts der banalen Ursache – unverblümte Äusserungen eines Entenjägers - ist die ganze Aufregung beiderseits wohl eine Übung am untauglichen Objekt. Und mit Sicherheit keine Staatsaffäre.
Der grosse Quack
„Nichts ist erregender als die Wahrheit“, schreibt Egon Erwin Kisch, „der rasende Reporter“ aus Prag.