Ein Hauptstadion für die WM 2014 in Brasilien ist eben eingestürzt, kein guter Beginn für das alle vier Jahre stattfindende globale Fussballfest. Viel schlimmer steht es indes mit der Farce WM 2022 in Katar. Eine WM kann unmöglich im arabischen Wüstensommer durchgeführt werden und das winzige aber superreiche Emirat hat sie auch nicht verdient. Rasche, politische Entscheide sind angesagt, um dem Weltfussball ein kapitales Eigentor zu ersparen.
Korrupte und falsche Entscheidung
Anlässlich einer eigenartigen FIFA Exekutivkommittee- Sitzung 2010 in Zürich wurde sowohl die WM 2018, nach Russland, wie auch die WM 2022, nach Qatar, vergeben. Es dürfte sich um die korrupteste und falscheste Entscheidung gehandelt haben, welche im Weltfussball jemals getroffen wurde.
Eine WM in Katar unmöglich, und dies aus drei Gründen. Fussballweltmeisterschaften müssen im Sommer durchgeführt werden. Dies will eine eiserne, klimatisch und kommerziell bedingte Regel. Im Sommer ist aber jede längerdauerndeTätigkeit im Freien, geschweige den Sport, in Katar unmöglich. Es ist zu heiss, mitunter über 50 Grad im Schatten. Das sieht seit geraumer Zeit nun auch FIFA General Sepp Blatter so, ungeachtet der katarischen Fata Morgana von gekühlten Stadien und Fanzonen. Sein Vorschlag, die WM im gemässigten Winter Katars durchzuführen, stösst aber auf die erwartete strikte Ablehnung der wichtigsten nationalen Fussballligen in England, Spanien, Italien, Deutschland etc., die im Winter keinen internationalen Unterbruch wollen, ebenso wie der internationalen Verbände der Wintersportarten.
Einflussnahme auf höchster Ebene
Wie konnten sich dann Sepp Blatter, kein Naivling und seine 21 Kommitteemitglieder, so ins Abseits stimmen? Weil viele davon von Katar gekauft worden waren. Dies entweder auf die traditionelle Tour mit Geld, Geschenken und Kompensationsstimmen oder via katarische Sportentwicklungshilfe mit der Lieferung von Sportinfrastruktur für ganze Länder. Entscheidend war weiter kommerziell bedingte aber politische Einflussnahme auf höchster Ebene.
Das Sklavendasein der Arbeiter
So befand sich Michel Platini, UEFA-Präsident und französische Stimme in der FIFA von Anbeginn im katarischen Lager. Dies zu einer Zeit wo Katar began, in Frankreich gross einzukaufen, vom Luxushotel bis zum Fussballklub (Paris St. Germain), und von Waffen bis zum Staatschef: Die renommierte ‘Financial Times’ berichtete im vergangenen Sommer über Pläne für einen katarischen Hedgefund, welchem Nicolas Sarkosy vorstehen soll.
Zum Dritten bestehen in Katar weder eine Tradition noch ein Publikum für Fussball. Die beiden Hauptsportarten im Ölemirat sind Falkenjagd und Kamelrennen. Was geographisch und klimatisch absolut Sinn macht, aber in keiner Art und Weise für die Abhaltung der grössten Fussballshow der Welt qualifiziert. Die kleine Minderheit von katarischen Bürgern unter den rund 2 Millionen Einwohnern interessieren sich kaum für Fussball. Knapp 95% der Arbeitskräfte im Ölemirat sind Ausländer, die grosse Mehrheit aus Südasien. Diese haben weder Geld noch die Gelegenheit, sich einen Fussballmatch live anzusehen. Viele von ihnen, insbesondere jene welche am Bau der künftigen weissen Elephanten für die WM arbeiten, fristen praktisch ein Sklavendasein. Wie das unwidersprochen kürzlich von Amnesty International festgestellt worden ist. Und allen Insider längst bewusst war.
Und die Schweiz?
Die Fussball WM 2022 muss im asiatisch-pazifischen Grossraum stattfinden. Not tut nun, dass die 2010 gegen Katar unterlegenen Kandidatenländer - in absteigender Reihe ihrer damaligen Stimmenzahl: USA (Amerika ist auch eine pazifische Macht), Japan, Südkorea, Australien und Indonesien - sich an die Spitze einer sportlichen und politischen ‘Los von Katar’- Bewegung stellen. Zunächst müssen sie sich auf eine, auch politisch attraktive Kandidatur einigen, am besten wohl eine Doppelbewerbung wie Japan/Korea oder Australien/Indonesien.
Diese muss dann, sowohl in den internationalen Sportgremien wie auch politisch von einer erdrückenden Mehrheit von Ländern unterstützt werden. So auch von der Schweiz, ungeachtet der Nationalität von Sepp Blatter, des FIFA-Sitzes in Zürich und des Hauptaktionärs ‘Qatar Inc.’ der Credit Suisse. Nur so kann ein kapitales Eigentor verhindert werden. Ein Eigentor des Weltfussballs aber auch von Katar selbst, dessen sehr konservative, tief islamische Bevölkerung durch den globalen Zirkus einer FussballWM irreparablen Schaden erleiden würde.