Beide wollten Kanzler werden: Armin Laschet (CDU) und Markus Söder (CSU). Im April dann, nach einem mehrtägigen Machtkampf, musste Söder nachgeben. Er werde Armin Laschet „ohne Groll und mit voller Kraft unterstützen“, sagte der bayerische Ministerpräsident.
Volle Unterstützung? Ohne Groll? Offiziell stellt sich Markus Söder felsenfest hinter den CDU-Kandidaten. Doch man glaubt ihm dieses Bekenntnis nicht recht. Was sollen dann die ewigen Sticheleien gegen Laschet?
Oft schickt Söder seinen CSU-Generalsekretär Markus Blume vor die Mikrofone. Der lässt klar durchblicken, dass Söder der bessere Kandidat gewesen wäre – und dass CDU/CSU in den Umfragen nicht so miserabel dastünden, wenn Söder Kandidat wäre.
Wenig motivierend
Am Dienstag sagte Blume auf n-tv: „Bei einem schlechten Wahlergebnis müssen die notwendigen Erkenntnisse und Erneuerungen in den Blick genommen werden.“ Nach dem 26. September müsse „genau analysiert“ werden, wie die niedrige Zustimmung für CDU/CSU zustande gekommen sei.
Wer schon vor der Wahl von einem möglichen schlechten Ergebnis und von notwendigen Erneuerungen spricht, wirkt für die eigene Basis wenig motivierend – auch wenn man dann stets die Floskel beifügt, man müsse zusammenstehen und um jede Stimme kämpfen.
Eigentlich bedeutet Blumes Erklärung im Klartext: Wir rechnen mit einer Niederlage und Schuld daran ist die CDU, ihr verpatzter Wahlkampf und natürlich der lasche Laschet.
Was will Söder?
Was müssen sich die Unionswähler denken, wenn ein Generalsekretär der Union durchblicken lässt, dass man mit Laschet eigentlich die falsche Wahl getroffen habe? Es ist nicht anzunehmen, dass Blumes ewige Frotzeleien ohne Einverständnis mit Söder gefallen sind.
Was will Söder damit erreichen? Man kann jetzt spekulieren. Und das geht so: Der ehrgeizige Söder, im April gegen Laschet unterlegen, würde es nicht ungern sehen, wenn die Union die Wahl verlöre. Dann stünde fest: Laschet war die falsche Wahl. Dann auch gingen CDU und CSU (vielleicht) zur Regeneration in die Opposition.
Eine von den Sozialdemokraten geführte Bundesregierung wäre ein Geschenk für Söder. An ihr könnte er sich mit all seinen rhetorischen Fähigkeiten genüsslich abarbeiten und sich profilieren.
Wenn da nicht die Landtagswahlen wären
Im Herbst 2023 könnte er davon profitieren. Dann finden in Bayern Landtagswahlen statt. Sollte Söder dann ein gutes Ergebnis hinlegen, wäre er der logische Kanzlerkandidat der CDU/CSU für die Bundestagswahlen in vier Jahren. Seine Chancen, dann Kanzler zu werden, wären dann zumindest intakt.
Wenn da nicht das Ergebnis der bayerischen Landtagswahl vom Oktober 2018 wäre. Damals erlitt die von Söder geführte CSU einen eigentlichen Absturz. Die erfolgsverwöhnten Christlich-Sozialen verloren sage und schreibe 10,5 Prozent und landeten bei 37,2 Prozent. Auch in Bayern ist Söder nicht nur beliebt. Sollte er bei den Landtagswahlen 2023 wieder ein schlechtes Ergebnis einfahren, würde sein jetziges machiavellistisches Doppelspiel wohl kaum aufgehen.