Wer eine Internetseite aufruft, muss sehr häufig Cookies akzeptieren oder ablehnen. Das ist zermürbend. Es werden dringend einfachere Lösungen gebraucht.
Angeblich dient die Verpflichtung der Anbieter von Websites, die Nutzer auf Cookies hinzuweisen und ihnen die Möglichkeit der Auswahl oder Ablehnung zu geben, dem Verbraucherschutz. So sieht es jedenfalls die «Datenschutzrichtlinie» vor, die 2009 von der EU beschlossen wurde, aber erst seit dem Sommer 2020 nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs in Deutschland flächendeckend umgesetzt wird.
Selbst wenn man lediglich ein Wort bei «Duden Online» oder zum Beispiel im Fremdsprachenwörterbuch «Leo» nachschlagen möchte, muss man sich bei jedem Aufruf dieser Seiten zunächst mit der Frage beschäftigen, ob man Cookies nun akzeptieren will oder nicht, und wenn man nicht alles pauschal akzeptieren will, muss man eine Auswahl treffen. Die Nutzerinnen und Nutzer sollen im Sinne der «Datenschutzrichtlinie» also jedes Mal ihre Selbstbestimmung zum Ausdruck bringen. De facto aber werden sie durch die ewig gleichen Fragen vor der Erlangung der gewünschten Informationen mehr und mehr zermürbt oder gleich in den Wahnsinn getrieben.
Inzwischen haben auch Politiker gemerkt, dass die Datenschutzrichtlinie wieder mal ein betrübliches Beispiel dafür ist, dass «gut gemeint» das Gegenteil von «gut gemacht» sein kann. In diesem Fall beginnt das Desaster schon damit, dass sich die wenigsten Nutzer etwas unter «Cookies» vorstellen können. Sie sollen sich also für oder gegen etwas entscheiden, von dem sie keine Ahnung haben, worum es sich dabei genau handelt, auch wenn offensichtlich ist, dass «Cookies» keine Kekse sind, die der Computer heimlich backt.
Wie so vieles sind Cookies überaus nützliche und notwendige Informationen, die aber missbraucht werden. Betreiber von Websites verwenden Cookies, um sicherzustellen, dass der Nutzer, der zum Beispiel eine Ware bestellt, am Ende diese und keine andere erhält. Cookies sind Markierungen, die der Nutzer hinterlässt und die zum Beispiel auch seine Orientierung erleichtern. Informatikfachleute versichern glaubhaft, dass sich heutzutage hoch komplexe Websites ohne Cookies nicht fehlerfrei betreiben lassen.
Aber wo Nutzen ist, lässt der Missbrauch nicht lange auf sich warten. Denn die Datenspuren der Nutzer bieten zum Beispiel Ansatzpunkte für personalisierte Werbung. Und so muss man sich nicht wundern, dass eine Suche nach einem Hotel in kürzester Zeit den Bildschirm mit allen möglichen Hotel- und Reiseangeboten füllt, auch wenn man sich längst mit anderen Themen beschäftigt. Und Werbung ist nur ein Beispiel für den Missbrauch. Die Verknüpfung von Nutzerdaten zur Erstellung von Persönlichkeitsprofilen, von denen wiederum der betroffene Nutzer nichts ahnt, stösst im Hintergrund auf das Interesse vieler, die weit mehr betreiben als vergleichsweise harmlose Werbung.
Die Eindämmung des Missbrauchs der Cookies ist also ein erstrebenswertes Ziel. Aber sie darf nicht so erfolgen, dass der Nutzer derartig oft nach Akzeptanz beziehungsweise Nicht-Akzeptanz im falschen Moment gefragt wird, so dass er am Ende entnervt allem zustimmt, um ungestört seiner Anfrage nachgehen zu können. Man kann die Ausübung von Rechten der Selbstbestimmung auch dadurch behindern, dass man sie bis zur Parodie ausdifferenziert. Es werden dringend einfachere Lösungen gebraucht.