Jedem amerikanischen Präsidenten steht es frei, Freunde und Gönner als Quereinsteiger auf Botschafterposten zu hieven – als Belohnung für geleistete Dienste. Das stört ausser den einen oder anderen Karrierediplomaten kaum jemanden. Begehrt unter Möchte-gern-Gesandten sind in erster Linie prestigeträchtige Posten wie Berlin, Paris oder London.
Dagegen ist die US-Botschaft in Israel bisher stets erfahrenen Diplomaten vorbehalten gewesen. Sie ist nach wie vor in Tel Aviv und nicht in Jerusalem, das sowohl Israeli wie Palästinenser als Hauptstadt ihres real existierenden oder erhofften Staates beanspruchen. Der Status von Jerusalem, Heilige Stätte dreier Weltreligionen, ist wohl das grösste Problem, das es zu lösen gilt, soll es im Nahost-Konflikt je eine nachhaltige Einigung geben.
Wie bei ihm üblich, kümmert sich der designierte Präsident Donald Trump keinen Deut um gesicherte Erkenntnisse, was den Friedensprozess im Nahen Osten angeht. Dazu gehört der Ratschlag, die eine oder andere Seite nicht unnötig zu provozieren. Genau das aber tut Donald Trump, wenn er ankündigt, die amerikanische Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem verlegen und so Fakten schaffen zu wollen – ein Affront für die gesamte islamische Welt mit möglicherweise fatalen Folgen für alle Beteiligten.
Und nicht nur das: Der designierte Präsident hat mit David Friedman einen persönlichen Freund als US-Botschafter nominiert, dessen extreme Ansichten, sollte der Senat ihn bestätigen, Öl ins Feuer der israelisch-palästinensischen Beziehungen giessen werden. Unter anderem hält der Sohn eines Rabbiners nichts von einer Zwei-Staaten-Lösung. Palästinensische Forderungen, so der 58-Jährige, seien politisch, aber nicht existenziell begründet.
Präsident Barack Obama und dem US-Aussenministerium, seinem Arbeitgeber in spe, wirft der New Yorker Anwalt, der auf die Abwicklung von Konkursen spezialisiert ist (woher er Donald Trump kennt), unverblümt Anti-Semitismus vor. Vertreter von J Street, einer jüdisch-amerikanischen Lobby, die sich für eine friedliche Lösung des Nahost-Konflikts einsetzt, nennt er „schlimmer als Kapos“ – jene Juden, die in den Konzentrationslagern mit den Nazis kooperierten.
Mit seinen Ansichten verstört David Friedman nicht nur eine Mehrheit der amerikanischen Juden, sondern auch viele Israelis, die Frieden mit den Arabern wollen und anders als eine radikale Minderheit im Lande die ungebremste Siedlungspolitik ablehnen. Donald Trump täte gut daran, seine unbedachte Nomination zurückzuziehen. Sonst liegt es am Senat in Washington DC, den künftigen Präsidenten vor sich selbst zu schützen und David Friedman abzulehnen – zum Wohle Amerikas, Israels und der arabischen Welt.