Felipe und Giuseppe schulden Hans 100 Euro. Da sie sie nicht wie vereinbart zurückzahlen können, beschliessen die drei, 100 neue Euro zu drucken. Die bekommen Felipe und Giuseppe, geben Hans sein Geld zurück. Alchimisten, deren Ziel es war, aus Dreck Gold zu machen, würden blass vor Neid. Ist das, woran sie scheiterten, der Eurozone gelungen? Natürlich nicht.
Es war einmal
Es war einmal die lateinische Münzunion. Ab 1. August 1866 unterwarfen sich Frankreich, Belgien, Italien und die Schweiz einem gemeinsamen Kuratgeldsystem. So nennt man eine Währung, in der die umlaufenden Münzen durch den Edelmetallgehalt (Gold und Silber) einen eigenen Wert haben. Der Sinn der Übung ist, vereinfacht ausgedrückt, den Wert des sich im Umlauf befindlichen Geldes an eine feste Messgrösse zu binden und die Staatsmünze, heute Notenbank, davon abzuhalten, bei Bedarf mehr Geld herzustellen. Ende 1886 trat auch Griechenland der Münzunion bei. 1908 wurden die Hellenen rausgeschmissen, da sie, wie meist in der Geschichte überschuldet, in rauen Mengen Papiergeld druckten. Die Schweiz hielt tapfer bis 1927 durch, dann war die Union Geschichte.
Die Folgen
Regierungen sind nicht nur, aber auch in Gelddingen verantwortungslos. Die Bindung einer Landeswährung an einen Massstab, meistens Gold, und die Unabhängigkeit der Notenpresse, der Nationalbank, waren zwei Sicherheitsmassnahmen, Regierende von Wahnsinn und Verbrechen abzuhalten. Das Bretton-Woods-System, also die 1944 eingeführte Weltwährung Dollar, gedeckt durch Gold, hielt immerhin bis 1973, als sich die USA durch den Vietnamkrieg zu sehr verschuldeten und Präsident Nixon einseitig die Golddeckung aufkündigte. Die Unabhängigkeit der Notenbanken hielt sogar noch länger, bis zur Finanzkrise 2008. Seither sind diese beiden letzten Dämme vor einer verbrecherischen Geldflut geschleift.
Die sogenannte Finanzwissenschaft
Es ist nicht neu, aber typisch, dass ungefähr die Hälfte aller sogenannten Finanzexperten der ungeheuerlichen Ankündigung des EZB-Präsidenten Draghi, dass nun im Prinzip unbegrenzt Staatsschuldpapiere durch die Notenbank aufgekauft werden, etwas Gutes abgewinnen kann. Damit werde vor allem der Zinsdruck von Wackelstaaten wie Spanien oder Italien genommen, die Börsen jubilieren, mit der Bazooka werde nun endlich die Eurokrise beendet, damit gehe es wieder aufwärts. Dabei würde alleine ein Blick in die Geschichte zeigen, man muss nicht weiter als in die 20er-Jahre des letzten Jahrhunderts dafür zurückgehen, dass mit einer solchen Massnahme früher oder später, aber garantiert die Hölle losbricht. Ihre apokalyptischen Reiter heissen Hyperinflation, Geldvermögensvernichtung, Aufkündigung aller Sozialversprechen wie Renten, völliger Vertrauensverlust in die Stabilität einer Währung..
Der Zins
Falsch ist: Geldgierige Spekulanten treiben Staaten wie Spanien oder Italien, von Griechenland ganz zu schweigen, in eine unbezahlbare und ständig steigende Zinslast. Richtig ist, dass diese Staaten sich dermassen verantwortungslos verschuldet haben, dass Gläubiger, die noch bereit sind, Geld zu verleihen, dafür eine anständige Risikoprämie wollen. Die wird ihnen nun durch die verbrecherische Intervention der Notenbank EZB abgeschliffen. Als Nächstes wird ihnen das investierte Kapital rasiert, entweder durch Inflation oder gleich durch einen Schuldenschnitt à la Griechenland, wobei als Gipfel der Perversion die von der EZB aufgekauften Staatsschuldpapiere privilegiert bleiben, also von Schuldenschnitten ausgenommen sind. Was hier passiert, ist Selbstmord aus Angst vor dem Tod.
Haftungsfrei
Dass eine Notenbank eine solche Entscheidung treffen darf, die sogar von Deutschlands Regierung verkniffen applaudiert wird, ohne dass alle Verantwortlichen sofort zum Teufel gejagt werden, ist ein weiterer Tiefpunkt in der langen Reihe von aus Haftungsfreiheit geborener Verantwortungslosigkeit der europäischen Regierenden. Schulden mit neu gedrucktem, bzw. durch ein paar Klicks hergestellten Geld zu bezahlen, führt mit Staatsgarantie ins Desaster, und zwar alternativlos. Die Injektion einer letalen Überdosis wird dabei als lebensrettende Massnahme verkauft.
Hoffen auf ein Wunder
Am 12. September entscheidet das deutsche Bundesverfassungsgericht über die Rechtmässigkeit der deutschen Beteiligung am Rettungsschirmmonster Europäischer Stabilitätsmechanismus (ESM). Diese finanzielle Massenvernichtungswaffe, gelenkt von einem demokratisch nicht legitimierten und natürlich haftungsfreien «Gouverneursrat», soll die Wahnsinnsentscheidung der EZB umsetzen. Da kann man nur noch auf ein Wunder hoffen.