Pascal Maitre hat Madagaskar zum ersten Mal 1994 bereist. Er beschreibt, wie er an der Westküste bei Morandava die „Allee der Baobabs“ besuchte. „Das faszinierende Licht des Spätnachmittags liess die Umrisse dieser gewaltigen Bäume hervortreten, während die Männer und Frauen von den Feldern nach Hause zurückkehrten.“
Die Magie des Baumes und des Lichts
In seiner Arbeit ist es Pascal Maitre in unnachahmlicher Weise gelungen, diese drei Elemente in Verbindung zu bringen: die Magie der gewaltigen Bäume, das Licht und nicht zuletzt die Menschen, die auf den Bildern manchmal geradezu winzig erscheinen.
In seinem kurzen Begleittext erzählt Pascal Maitre, wie er in der Nähe des Naturschutzgebietes von Ankarana einmal zusammen mit einer „Gruppe von Baumkletterern“ eines Abends in die Krone eine 25 Meter hohen Baumes gestiegen ist, um dort zu übernachten. Dort sah er, wie sich die gelben Blüten öffneten. Sie seien so empfindlich, dass sie nur eine Nacht überleben.
Der Zauberbaum
Aber der Baum ist gewaltig. Er kann 40 Meter hoch werden und an die 300 Tonnen Gewicht erreichen. Im Süden von Madagaskar steht der zweitälteste Baobab der Welt. Messungen nach der Radiokarbonmethode haben ein Alter von 1600 Jahren ergeben. Der älteste Baobab steht in Südafrika und soll 1800 Jahre alt sein.
Für die Einwohner Madagaskars ist der Baobab, ihr „Zauberbaum“, eine wichtige Lebensgrundlage. Die korkähnliche Rinde und der grosse Stamm sind feuerbeständig und werden für die Herstellung von Tüchern und Seilen verwendet. Aus den Blättern werden Gewürze und Heilmittel gewonnen. Die Frucht, das sogenannte Affenbrot, ist essbar. Wird ein Baobab einmal von einem Blitz getroffen und ausgehöhlt, dient er als ergiebiger Wasserspeicher.
Als Pascal Maitre zu seiner Überraschung erfuhr, dass noch niemand eine Fotoreportage über diese Bäume gemacht hat, schlug er der österreichischen Zeitschrift „Terra Mater“ ein solches Projekt vor. Aus diesem Unterehmen mit seinen 27 Reisen nach Madagaskar ist der vorliegende Bildband entstanden. Schon im Jahr 2012 erschien in der Edition Lammerhuber unter dem Titel „Amazing Africa“ eine Auswahl von Bildern Pascal Maitres, der seit 1979 in vierzig Ländern Afrikas Reportagen für Zeitschriften wie GEO, Stern, Le Figaro, Paris Match, L´Express und National Geographic gemacht hat. Einen Eindruck von diesen Bildern bietet http://pascalmaitre.fr/
Der Bildband Baobab enthält Reportageelemente, aber noch beeindruckender sind jene Bilder, die geradezu meditativ wirken. Pascal Maitre ist ein Meister darin, das spezifische Licht auf Madagaskar zur Geltung zu bringen. Und der Verlag hat grösste Sorgfalt auf den makellosen Druck gelegt. Dazu kommt eine Besonderheit: Im Band hat jede Seite die doppelte Buchbreite, wurde gefaltet und entsprechend eingeheftet. Dadurch wird vermieden, dass die Farben der Bilder von der Vorder- und Rückseite eines Blattes sich gegenseitig beeinflussen könnten, indem sie durchschlagen.
Eine Besonderheit ist auch das aufkaschierte Coverfoto, das in seiner herausragenden farblichen Qualitiät den Massstab setzt, der im Buch durchgehend erfüllt wird.
Pascal Maitre: BAOBAB. Der Zauberbaum. 112 Seiten, 50 Fotos, Deutsch, Englisch, Französisch. Edition Lammerhuber, Baden (Österreich) 2017.