So zumindest der auf einem kleinen Sample basierende, folglich unmassgebliche Eindruck während einer Visite der Millionenstadt an der Elbe. Die einen sind während der sowjetischen Besatzung der 80er Jahre nach Deutschland gekommen, andere während der Bürgerkriegswirren und des Aufstiegs der Taliban danach. Dritte wiederum erlagen den Verlockungen des Westens und dessen glänzender Fassade.
Es gibt unter den Afghanen welche, die in Hamburg bleiben wollen, und solche, die es in die Heimat zurückzieht - der Kinder wegen, um der Familie näher zu sein, aus religiösen Gründen oder um zu helfen, das Land wiederaufzubauen. Gespräche im Taxi geraten zu Mini-Kolloquien über die Zukunft Afghanistans. Von der sich fast alle Exilanten erhoffen, dass fremde Mächte sie endlich in Ruhe lassen möchten, allem Fortschritt zum Trotz, den sie dem Lande beschert haben.
Noch sind 33‘000 von einst 100’00 US-Soldaten in Afghanistan stationiert. Die Amerikaner sollen, so will es das Weisse Haus, bis Ende Jahr abziehen. Ein bilaterales Abkommen ist in der Schwebe, das es den USA erlauben würde, weiterhin einen Truppensockel zu unterhalten. Hamid Karzai, Afghanistans abtretender Präsident, sperrt sich dagegen. Von seinem Nachfolger, der im Juni gewählt wird, erhofft sich Washington, dass er den Pakt unterzeichnet. Doch eine Garantie für die Sicherheit und Stabilität des Landes ist auch ein solches Abkommen nicht. Dafür können am Ende nur, vereint, die Afghanen selbst sorgen. Vielleicht mit fremder Hilfe, aber ohne Diktat von Aussen, schon gar nicht von Pakistan. Afghanistan gilt nicht ohne Grund als „Friedhof der Imperien“.