Man (ich) weiss nicht, ob das mit dem stets desolaten Zustand der Welt, der stets desolaten Völkerpsychologie, der neueren europäischen Dekadenz, dem nicht so neuen populären „Populismus“ und seinem jüngeren siamesischen Zwilling „Globalisierung“ zusammenhängt oder mit eher kalendarischen Zufällen und banalen Anekdoten. Als es noch besser war, hat der nur 60 Jahre jüngere Zeitgenosse von Jesus, der Römer Juvenal, schon festgestellt: „Es ist schwierig, keine Satire zu schreiben.“
Beginnen wir auf der unteren Ebene der Satirethemen. Die Ex-Frau von (fast)-Ex-Präsident Hollande, Ségolène Royale, hat als dritthöchstes Regierungsmitglied den Nachfolgestaat (nach diversen Kaisern) der französischen Revolution an der Beerdigung von Castro vertreten und dabei versichert, dass das revolutionäre Kuba keine Diktatur sei und keine politischen Gefangenen habe. Kurz danach wählte das „Time“- Magazin Trump zum Mann des Jahres, nachdem es 1938 Hitler und 2007 Putin erkoren hatte für den „grössten Einfluss in der Welt im Guten und Schlechten“. Eine sehr pädagogische Wahl, wenigstens medien- und geopolitisch. Oder Zynismus?
Unterdessen ist leider auch der „Tortellini-Pakt“ zwischen dem Toscaner Renzi und dem Katalonen Valls (der mit seiner Tessiner Mutter da sprachlich und kulinarisch mithalten konnte) von 2014 für einen „Reformsozialismus“ zerbrochen, so dass die Franzosen noch immer nicht den Unterschied zwischen Sozialismus und Sozialdemokratie verstehen, aber fröhlich mit dem Ausverkauf ihres Eigentums an die arabischen Emirate, an China und an Russland fortfahren. Auch der rechtsextreme Front National lässt sich schliesslich von russischen Banken finanzieren. Und der konservative Präsidentschaftskandidat Fillon findet (wie Trump) Putin respektabel, derweil die russisch-syrische Endlösung in Aleppo ihren Lauf genommen hat vor aller Weltöffentlichkeit. Zynismus? Das internationale Gericht im Haag hat bald freie Plätze auf den Anklagebänken.
Und so weiter mit einer sehr „flüssig“ gewordenen öffentlichen Meinung, in der das Problem der Immigration nicht ehrlich auftaucht. Regierungen desertieren, halten die eigenen Gesetze und die EU-Verpflichtungen nicht ein, hofieren einer nicht mehr hoffähigen Türkei. Österreich hat die EU und sich noch knapp gerettet. Derweil sich Grossbritannien immer noch solange wie möglich vor dem endgültigen Brexit im Brexit sonnen will. Und die Schweiz wie immer am Überlegen ist. Realpolitik?
Wie sagte Juvenal? „Es ist schwierig, keine Satire zu schreiben.“ Ausser über den Terrorismus und die Gewalt gegen Kinder. Da fehlen die Worte.