Was den Nachrichtenkonsum in Deutschland betrifft, stand das Wichtigste aus dem „Digital News Report 2021“ des Reuters Institute der Universität Oxford bereits in den Medien. Und dennoch verdient dieses jährliche Opus magnum der Medienforschung, das inzwischen auf 92’000 Befragten aus 46 Nachrichtenmärkten weltweit basiert, noch zusätzliche Aufmerksamkeit.
Es steht für einen Trend in der Medienforschung, der sich erst seit wenigen Jahren durchsetzt: Es gibt immer mehr länder- und kulturvergleichende Studien, die im besten Fall dabei helfen können, dass wir voneinander lernen oder zumindest sehen können, was im eigenen Mediensystem gut und was schief läuft.
Das hat allerdings auch seine Kehrseite: Nachwuchswissenschaftler müssen, um in der eigenen Scientific Community wahrgenommen zu werden, zunehmend auf Englisch publizieren. Und selbst dann ist die Gefahr gross, unbeachtet zu bleiben, weil englischsprachige Fachzeitschriften wie Pilze aus dem Boden geschossen sind.
Deutschsprachiges im Hintertreffen
Vor lauter Pilzen (und Bäumen) sieht man sozusagen den Wald nicht mehr. Dagegen tun sich renommierte deutschsprachige Fachzeitschriften wie die „Publizistik“ zunehmend schwer, Manuskriptangebote zu erhalten, sprich: hochwertige Forschungsergebnisse präsentieren zu können.
Die Publizistik- und Kommunikationswissenschaften sind – wie andere Sozialwissenschaften auch – zwar international sichtbarer geworden, verlieren aber mehr die Bodenhaftung und sind dort immer weniger „anschlussfähig“, wo ihre Erkenntnisse am dringendsten gebraucht würden: in den Redaktionen und in der Gesellschaft, für die eigentlich viele der Forschungsergebnisse bestimmt sind – dann jedenfalls, wenn sie Nutzen stiften sollen, statt nur in elektronischen Archiven zu verschmoren.
Auch in diesem Punkt ist übrigens der „Digital News Report“ eine Ausnahmeerscheinung. Er wird hochprofessionell medial aufbereitet und findet auch deshalb mehr Resonanz in den Redaktionen als 99 Prozent der sonstigen Medien- und Journalismusforschung.
Zuerst erschienen im „Tagesspiegel“