Das nimmt man alles nicht mehr so ernst. Doch manchmal staunt man wieder, wie abenteuerlich Fakten verdreht werden. Diesmal ist es der russische Aussenminister Lawrow. Der Westen und die Ukraine hätten das Völkerecht und die Uno-Charta im Asowschen Meer verletzt, sagte er. Aber „das Völkerrecht fordert von allen“, so Lawrow wörtlich, „die Souveränität anderer Staaten zu achten“ (zitiert nach der russischen Propagandaplattform „Sputnik“). Man könnte diese Aussage als „Witz des Jahres“ abtun. Hat Russland das Völkerrecht geachtet, als Putin – völkerrechtswidrig und handstreichartig – die Souveränität der Ukraine mit Füssen trat und die Krim annektierte? Achtet Russland das Völkerrecht und die Souveränität der Ukraine, indem es den Osten der Ukraine mit militärischem Material und Söldnern faktisch besetzt?
Mehr noch: Die russischen Trolle verbreiten jetzt eine neue Sicht der Dinge. Die lautet so: Während der Kuba-Krise 1962 versuchte die Sowjetunion in Kuba, einem Vorposten der USA, Fuss zu fassen und Raketen zu installieren. Jetzt versuchten die USA das gleiche im Asowschen Meer, einem Vorposten Russlands. Natürlich muss sich Russland da wehren, damit seine Souveränität respektiert wird. Journal21 erhielt am Wochenende zahlreiche entsprechende Kommentare aus der russischen Troll-Küche: eine konzertierte Bot-Aktion, denn alle Texte gleichen sich. Natürlich freut es uns, dass auch die Putin-Trolle Journal21 lesen ... Alle ihre Kommentare enden mit dem Aufruf an den Westen, das Völkerrecht und die „Souveränität aller Staaten“ zu respektieren.